Hintergrund: Die Adrenopause ist als alterstypische partielle Nebennierenrindeninsuffizienz durch erniedrigte Blutspiegel von Dehydroepiandrosteron (DHEA) und DHEA-Sulfat (DS) bei unverändertem Cortisol charakterisiert. Für DHEA sind eigenständige Wirkungen sowie solche als Vorläufer von Sexualhormonen im ZNS und in der Peripherie etabliert. Günstige epidemiologische Daten höherer DS-Spiegel bei Männern sowie positive klinische Berichte über eine DHEA-Substitution bei beiden Geschlechtern lassen seinen Einsatz zur Prävention und Beeinflussung von Alterungserkrankungen als sinnvoll erscheinen. Bisher wurden tägliche orale Einheitsdosierungen von DHEA mit 50–100 mg bei Männern und 25–50 mg bei Frauen eingesetzt, die meist supraphysiologische Blutspiegel bewirken. Patienten und Methode: Wir berichten über Dosisfindungsstudien über 6–12 Wochen bei jeweils 100 Männern und Frauen zwischen 46 und 74 Jahren mit Adrenopause, um die individuelle DHEA-Dosis zu ermitteln, welche Tageshöchstwerte von DS, gemessen 3–5 h nach morgendlicher DHEA-Gabe, zwischen 2,0 und 2,8 µg/ml bei Frauen und 4 und 5 µg/ml bei Männern erreichen lässt. Dies entspricht den Blutspiegeln gesunder Erwachsener im dritten Lebensdezennium. Ergebnisse: Für diese Vorgaben waren 5, 10, 15, 25 oder 50 mg DHEA bei jeweils 18, 26, 34, 19 und 3% der Frauen sowie 15, 25, 50, 75 oder 100 mg DHEA bei 5, 13, 51, 17 und 14% der Männer erforderlich. Hierdurch veränderten sich die Blutspiegel (Mittelwert ± SD) signifikant (p < 0,01): a) bei den Frauen bei DS von 0,7 ± 0,4 auf 2,4 ± 0,5 µg/ml, bei Testosteron von 0,4 ± 0,4 auf 0,9 ± 0,5 pg/ml und bei Androstendion von 0,8 ± 0,4 auf 1,4 ± 0,4 ng/ml sowie b) bei den Männern bei DS von 1,4 ± 0,5 auf 4,1 ± 0,7 µg/ml, bei freiem Testosteron von 10,9 ± 4,1 auf 14,7 ± 4,5 pg/ml, bei Androstendion von 1,2 ± 0,5 auf 2,0 ± 0,6 ng/ml, bei Östron von 28 ± 14 auf 41 ± 19 pg/ml und bei Östradiol von 16 ± 8 auf 31 ± 15 pg/ml. Bei inadäquater Dosis wurden Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Ruhelosigkeit, Migräne, Akne/Hirsutismus, Effluvium und Odor bei jeweils 34, 17, 9, 31, 21 und 11% der Frauen festgestellt, die sich nach Dosisadjustierung auf 8, 2, 4, 6, 7 und 0% der Frauen signifikant reduzierten (p < 0,05; p < 0,2 bei Migräne). Schlussfolgerung: Wir empfehlen, eine DHEA-Substitution der Adrenopause mit einer individuell adjustierten niedrigen Dosis von 5–50 mg bei Frauen und 15–100 mg bei Männern in den physiologischen Bereich junger Erwachsener hinein durchzuführen. Dies hat sich nach unseren vorläufigen Daten aus den letzten 5 Jahren sowohl klinisch als auch bezüglich der Patienten-Compliance gut bewährt. Eine überphysiologische Pharmakotherapie mit DHEA erscheint dagegen bei speziellen Erkrankungen wie Kollagenosen indiziert.