ZusammenfassungStudien zu schulischen Lehrkräften sowie Befunde aus der Arbeits- und Organisationspsychologie belegen, dass das berufliche Verantwortungsgefühl in positivem Zusammenhang mit Motivation und Engagement steht. Die vorliegende Studie in der Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. (GIO) geht deshalb der Fragestellung nach, inwieweit sich Weiterbildner/innen verantwortlich fühlen in Bezug auf unterschiedliche Trainingsresultate. Dazu wurden bei einer Online-Befragung N = 393 Trainer/innen aus dem Bereich der berufsbezogenen Weiterbildung gebeten, sowohl ihre persönliche Verantwortung als auch die von außen zugewiesene Verantwortung im Rahmen eines konkreten Trainings rückblickend einzuschätzen. Zunächst ergab eine explorative Faktorenanalyse mit Varimax-Rotation für die beiden Verantwortungskonzepte jeweils zwei Faktoren, die Verantwortung für kurzfristige Trainingsergebnisse sowie die Verantwortung für langfristige Trainingsergebnisse. Anschließende Mittelwertvergleiche führten zu dem weiteren Ergebnis, dass bezüglich langfristiger Ergebnisse die persönliche Verantwortung von Trainer/innen geringer ausfällt als die zugewiesene Verantwortung (p < 0,001, d = 0,33). Ferner zeigte sich, dass Trainer/innen hinsichtlich kurzfristiger Ergebnisse wie der Zufriedenheit oder des Lernerfolgs der Teilnehmenden mehr Verantwortung verspüren als für langfristige Trainingsergebnisse wie den Transfer oder die verbesserte Arbeitsleistung der Teilnehmenden (p < 0,001, d = 0,82), was im Einklang steht mit sowohl theoretischen Überlegungen bezüglich der generellen Verantwortlichkeit von Lehrenden im Lernprozess als auch mit einzelnen empirischen Befunden zu Trainer/innen. Mit Blick auf die Weiterbildungspraxis werden schließlich Ansätze diskutiert, wie das Verantwortungsgefühl der Lehrenden gestärkt werden kann.