Wir verglichen die Sensitivität und diagnostische Präzision des freien Androgenindexes (FAI) mit den von Gesamttestosteron (T), freiem Testosteron (fT), Androstendion (A), LH und der Ratio LH/FSH von 82 Patientinnen mit Androgenisierungserscheinungen und polyzystischen Ovarien. Eigene Referenzbereiche wurden erstellt als 95-Perzentile in einem Kollektiv von 53 gesunden Probandinnen vergleichbaren Alters. T, fT, A, FAI, LH und LH/FSH waren signifikant (p < 0,001) gegenüber der Kontrolle erhöht. Sensitivität und diagnostische Genauigkeit des FAI (46 und 64%) lagen unter denjenigen von T (67 und 78%) und A (56 und 73%) und waren etwa gleich wie die von fT und der Ratio LH/FSH. Der FAI wies zudem in der Gruppe mit Androgenisierung die höchste absolute Streuung auf. In einer Untergruppe mit Übergewicht (n = 34) war der FAI signifikant (p = 0,05) erhöht, während sich T und fT bei über- und normalgewichtigen Patientinnen nicht wesentlich unterschieden. Die routinemässige Bestimmung des FAI bei der rationellen Labordiagnostik von Androgenisierungserscheinungen können wir nicht empfehlen. 1. Der adäquate Referenzbereich für den FAI liegt wesentlich höher (< 8,7) als bisher für Normalpersonen angenommen (< 4,5), was zu erheblichen Auswirkungen auf die Genauigkeit des Tests führt. 2. Die Werte des FAI zeigten die breiteste Überlappung mit dem Normalkollektiv. 3. Die signifíkante positive Korrelation zwischen FAI und fT erlaubt eine Vorhersage des FAI aus der Kenntnis von fT, so dass sich die Bestimmung eines zweiten Parameters für das freie, bioaktive T erübrigt. 4. Ebenso wie das sexualhormonbindende Globulin zeigte auch der FAI eine Abhängigkeit vom Körpergewicht, während T und fT sich als vom Körpergewicht praktisch unabhängige Marker erwiesen.