FallberichtSchulterluxationen bei Kindern sind ein seltenes Ereignis mit einer Inzidenz von 2,5-4,7/100 pro Jahr [24,26] allerdings mit einer sehr hohen Rezidivrate von bis zu 100% [24,19].Wir berichten über den Fall einer juvenilen, antero-inferioren Rezidivinstabilität bei einem 10-jährigen Mädchen. Die spärliche Literatur zur Therapie der kindlichen Luxation zeigt kein einheitliches Therapiekonzept. Neuere Arbeiten tendieren bei Heranwachsenden aufgrund der hohen Rezidivraten nach konservativer Therapie zu einer frühen operativen Versorgung [13,17].Im Folgenden möchten wir den vorliegenden Fall präsentieren und die kontroversen Fachmeinungen zu diesem Thema diskutieren.
Der FallEin 10-jähriges Mädchen erlitt eine primär traumatische Schulter-Erstluxation der dominanten rechten Seite im Rahmen einer Gewalteinwirkung durch einen Mitschüler. Es erfolgte die Fremdreposition ohne Narkose und danach eine ambulante Rehabilitation.Bei Erstkontakt in unserer Klinik war es bereits zu etwa 10 Rezidivluxationen bei Bagatelltraumen bzw. Bewegungen im Alltag gekommen. Die klinische Untersuchung zeigte eine Pseudoparalyse des Armes sowie eine hochgradige antero-inferiore Instabilität mit positivem Apprehension-Test bei 60°, 90° und 120° sowie positivem vorderen und hinteren Schubladentest. Außerdem bestand eine ausgeprägte Hyperlaxität beidseits mit hochgradig positivem Sulkuszeichen (Typ III nach Gerber [7]). Eine neurologische Schädigung sowie eine psychosomatische Komponente konnten in Konsiliaruntersuchungen ausgeschlossen werden. In der Magnetresonanztomographie (MRT) der rechten Schulter ohne Kontrastmittel zeigten sich keine wesentlichen strukturellen Lä-sionen, insbesondere keine Bankart-und keine Hill-Sachs-Läsion. Im weiteren Verlauf traten, trotz Ruhigstellung im Schlingenverband, weitere Rezidivluxationen auf. Aufgrund der therapierefraktären, nicht kontrollierbaren Luxationen wurde von uns die Indikation zur diagnostischen Arthroskopie und befundabhängigen Stabilisierung gestellt.Bereits bei der Narkoseuntersuchung manifestierten sich die hochgradige antero-inferiore Instabilität und Hyperlaxität.Intraoperativ zeigte sich ein intaktes Labrum mit erhaltener glenoidaler Gelenkfläche und unauffälligem glenohumeralem Knorpelbelag. Der Kapselbandkomplex zeigte eine hochgradige Elongation bei erhaltener Kontinuität, so dass ein antero-inferiorer und postero-inferiorer Kapselshift mittels Plikatur an den intakten Limbus durchgeführt wurde [18]. Postoperativ wurde die Schulter im Gilchrist-Verband für 6 Wochen ruhiggestellt. Ab der 3. postoperativen Woche wurde die passive Mobilisation der Schulter aus dem Gilchrist-Verband heraus begonnen. Nach weiteren 2 Wochen konnte auf aktiv-assistierte Bewegungsübungen gewechselt werden. Erst ab der 7. postoperativen Woche erfolgte die krankengymnastische Übungsbehandlung zur Kräfti-gung der Rotatorenmanschette.
ErgebnisBei der Halbjahreskontrolle präsentierte die junge Patientin ein subjektiv und klinisch stabiles Schultergelenk ohne erneute Luxation. Das aktive Bewegungsausmaß w...