Zusammenfassung
Einleitung
Venöse Aneurysmen bilden in der Gefäßchirurgie eine seltene Entität, die meist in Einzelfallserien und daraus generierten Metaanalysen beschrieben wird. Die Behandlungskonzepte sind vielfältig, hervorgehoben wird die operative Therapie wegen des Thromboserisikos und des Risikos für Lungenembolien. Uneinigkeit besteht hinsichtlich der postoperativen Notwendigkeit und Dauer der Antikoagulation.
Methode
Serie einer konsekutiven Patientenkohorte mit venösem Aneurysma der letzten 18 Jahre einer Gefäßchirurgie der hochspezialisierten Versorgung mit zentrumsgleichen Strukturen inklusive einer Bewertung der eigenen Erfahrungen aus der täglichen gefäßchirurgischen Praxis im Lichte einer aktuellen Literaturauswahl zu möglichen und vor allem etablierten diagnosespezifischen Therapiekonzepten.
Ergebnisse
Zwischen 2005 und 2023 wurden insgesamt 11 Fälle venöser Aneurysmen bei Patienten im Alter von 30 bis 84 (Mittelwert: 52,5; Median: 50) Jahre(n) eruiert, wobei bei einem Patienten nach 2 Jahren ein Rezidiv operiert werden musste. Das Geschlechterverhältnis betrug 7:3 (m:w). Von der anatomischen Region war die V. poplitea mit 36,4 % am häufigsten betroffen, gefolgt von der V. jugularis interna und V. axillaris/subclavia mit je 18,2 %. Ein Aneurysma der V. cava inferior, der V. iliaca communis und V. cubiti media traten nur einmal auf. In 9 Fällen erfolgte eine operative Versorgung der Aneurysmen. Dabei kamen als Operationsmethoden eine i) tangentiale Resektion der Aneurysmawand und fortlaufende Raffungsnaht, ii) Resektion des Aneurysmas und Interposition einer 8‑mm-GORE-TEX®Vascular-Graft-Prothese (W.L. Gore, Putzbrunn, Deutschland), iii) Ligatur des Aneurysmas und iv) Ligatur mit anschließender Resektion des Aneurysmas zur operativ-technischen Anwendung.
Schlussfolgerung
Die Seltenheit des Auftretens der venösen Aneurysmen sollte Anlass geben, diese Fälle zentral zu registrieren und auszuwerten (ggf. bundesweites Register). Die chirurgische Behandlung ist meist unproblematisch und mit wenigen Komplikationen behaftet. Das Risiko von Lungenembolien scheint bei venösen Aneurysmen der Extremitäten, Beckenvenen und V. cava inferior deutlich erhöht zu sein, während venöse Aneurysmen im Kopf- und Halsbereich deutlich weniger dazu neigen. Die peri- und postoperative Antikoagulation hat sich an die Entwicklung der Antikoagulanzien angepasst zugunsten der Therapie mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs). Eine unmittelbar postoperative(s) „low-dose“-Heparinisierung und anschließendes therapeutisches Bridging mit einem niedermolekularen Heparin vor Einstellung auf ein ambulantisierfähiges Antikoagulans scheint die perioperative Phase bezüglich operationsbedingter, insbesondere thrombotischer Komplikationen (aber auch Blutung) nach eigener Erfahrung abzusichern.