<b><i>Hintergrund:</i></b> Schwere sexualisierte Gewalt erfolgt meist in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass einige Formen von sexualisierter Gewalt systematisch und durch untereinander bekannte Täter:innen oder Netzwerke organisiert ausgeübt werden und mehrere Opfer betreffen. Betroffene leiden meist unter komplexen Traumafolgen und gelten als schwer erkennbar. Die mit der ICD-11 verbesserten Möglichkeiten in der Diagnostik von schweren Traumafolgen bergen auch für diese Zielgruppe Chancen auf eine frühere Einleitung störungsspezifischer Behandlung und mehr fachliche Anerkennung. <b><i>Methodik:</i></b> In diesem Fachbeitrag werden unterschiedliche Kontexte von organisierter sexualisierter Gewalt und mögliche psychische Folgen im Überblick dargestellt. Zudem werden damit verbundene Implikationen für Diagnostik, psychosoziale Versorgung und Psychotherapie der Betroffenen erläutert. Dabei wird das Ziel verfolgt, bisherige Erkenntnisse aus Fachliteratur und klinischer Praxis in Bezug zu setzen und in psychotraumatologische Diskurse zu integrieren. <b><i>Ergebnisse:</i></b> Betroffene mit Erfahrungen von organisierter sexualisierter Gewalt haben einen vielseitigen Hilfebedarf und stellen Gesundheitssystem, Opferschutz und Ermittlungsbehörden gleichermaßen vor komplexe Herausforderungen. Fachliche Weiterentwicklungen und Kooperationen der unterschiedlichen Hilfesysteme sind erforderlich. Nur so kann der bestehende Mangel an systematisch erfassten Erkenntnissen und Studien sowie an Behandlungs- und Versorgungsstrukturen für diese Zielgruppe behoben werden.