Die herbstlichen Farben sind von je her faszinierend und immer noch ein höchst rätselhaftes Phänomen. Vor einigen Jahren wurde entdeckt, dass beim Abbau von Chlorophyll (Chl) in Blättern und Früchten Bilin‐ähnliche Chl‐Kataboliten gebildet werden, die als Phyllobiline bezeichnet werden. Dank intensiver chemisch‐biologischer Zusammenarbeiten ist es inzwischen gelungen, die Schlüsselprozesse des Chl‐Abbaus in seneszenten Blättern und reifenden Früchten aufzuklären. Das Chl wird rasch zu farblosen und größtenteils photoinaktiven Phyllobilinen abgebaut, was offenbar primär ein Teil eines Entgiftungsprozesses ist. In manchen seneszenten Blättern und in den Schalen reifer Bananen reichern sich hingegen fluoreszierende Chl‐Kataboliten an und bewirken dort ein eindrucksvolles, blaues Leuchten. Die strukturellen Besonderheiten, die chemischen Eigenschaften und die Häufigkeit der Phyllobiline in der Biosphäre lassen damit biologische Funktionen vermuten, die immer noch darauf warten, entdeckt zu werden.