Das Interesse der kolloidcheniischen Forschung hat sich von der reinen Sanimlung und Beschreibung der Erscheinungen, mindestens in den entwicklungsbestimnienden Arbeiten, abgewandt. Die wiohtigen neuen phanomenologischen Tatsachen sinld #die Fruchte neuer Methoden, die uberwiegend analytischen Charakter tragen.Im Mittelpunkt des Interesses steht einmal die Frage des stdlichen Aufbaues der Kollaidteilchen, zum anderen die nach Wesen und Wirkung lder Krafte, die die Stabilitiit bzw. Idas typisch kolloidchemische Verhalten disperser Systeme bestimmen.Die derzeit chnrakteristischen Forschungsrichtungen lassen sich wesentlich in vier Gruppen gliedern: Arbeiten, in denen der Versuch geniacht wird, kolloldchemische Phanomene an einlfiachen Mdellsystemen zu stndieren; Untersuchungen an kolloiden Systemen, die vornehmlich deren chemischen Ghapakter zum Gegenstand haben; schliealich optiwhe und rontgenographische Arbeiten, die die Formart und Struktur sowie die Gestalt der Micellen zu bestimmen suchen. Eine vierte Gruppe betrifft im wesentlichen die Anwendung kolloidchemischer Methoden zur Klarung des speziellen Verhaltens gewisser disperser Systeme: der hochmolekularen Naturstoffe.Ein groDer Teil der a n M o d e 1 1 s y s t e m e n durchgefuhrten Arbeiten stanimt aus dem Zuricher Laborlatonium G. W i e g n e r s. Vor allem seien die Untersuchungen uber den Verlauf der Koagulation geriannt. Die grundlegenden Ansatze fur den Verlauf der Kolagulation elektrakmtischer (hydrophober) Sole hat v. S m o -1 u c h o w s k i entwickelt und fur homadisperse Systenie in Ubereinstimmung mit den Tatsachen berechnet. Die K o a g u l a t i o n s g e s c h w i ntd i g k e i t kolloider Systeme wird durch den Ladungszustand der Teilcheii und die Zahl ihrer wirksamen ZusanimenstoDe bestininit. Fur die letlztere ergibt sich fur homadisperse Sole eine Wahrscheinlichkeitsfnktion, deren Wert von der Konzentration sder Teilchen, nicht aber deren GroBe ab-Iiangt. H. M U Y 1 e r I) erweiterte die Theorie aaf polydisperse Systeme. Hier k6ni:en sowohl Teilchen gleicher wie verschiedener GroDe zusamnientreten. Der letztere Fa11 hat nun nach M u l l e r eine wesentlich hohere Wahrsoheinlichkeit, d. h. die Koagulationsgesohwindigkeit in polpdispersen Systemen ist gegenuber der in homodispersen erhoht, und zwar (in gewissen Grenzen) uni so mehr, je stiirker die Unterschiede der Teilchen-grof3en im polydispersen System sind. -Eine zweite yon M u l l e r gegebene Erweiterung der S m o 1 u c h o w s k iwhen Theorie tragt den besonderen Verhaltnissen in sedimentierenden Systemen Rechnung. In nichtsediinentierenden Systemen ist die B r o w n sohe Bewegung die alleinige Ursache von ZusanimenstoBen der Teilchen (,,perikinetische" Kmgulation). Bei groDeren Teil-*) Teil I, Ztschr. angew. Chem. 44, 391 [1931]. I ) H. M U 1 1 e r , Kolloid-Ztschr. 38, 1 [1926]; Kolloidcheni. Reih. 26, 257 [1928]. W i e g n e r u. T u o r i 1 a , Kolloid-Ztschr. 3H, 3 [1926]. -Angew. Chcmic 1931, Nr. 26chen ist die B r o wnsche Bewegung schwacher, die Neigung des Systems zur Sedimen...