41/(0)61/265 24 93 parggerh@uhbs.ch Originalarbeit 67 Hintergrund und Fragestellung ! Nicht selten werden Patienten 1 am Lebensende mit kurativen statt palliativen Therapiezielen wie Akutkranke behandelt. Neben anderen mög− lichen Ursachen gibt es dafür wichtige Gründe, die mit den Therapierenden selbst oder den Pro− zessen auf den Stationen zusammenhängen. Bei− spiele dafür können Unsicherheit, mangelnde Kompetenz oder fehlende Vorbilder sein. Eigene Forschungsergebnisse geben Hinweise auf relativ unstrukturierte Entscheidungsabläufe bei Thera− piebegrenzung [1] sowie auf empirische ¹Mus− ter", die zu diskutieren sind [2]. Eine vorrangige Ausrichtung der Patientenversorgung am medi− zinisch Machbaren, gemessen am tatsächlichen Nutzen, ist für die Kranken nicht unproblema− Zusammenfassung ! Der Begriff der medizinischen Nutzlosigkeit ist kontrovers. Trotz fehlender Einigkeit über eine Definition von ¹Futility" spielt das Konzept je− doch eine wichtige Rolle in Therapieentscheidun− gen, gerade am Lebensende. Die qualitative Inter− viewstudie untersucht Stellenwert und Bedeu− tung des Begriffs ¹Futility" aus der Sicht von ärzt− lichen und pflegerischen Mitarbeitenden in der Geriatrie und der Intensivmedizin. Sie belegt auf der Grundlage einer systematischen Inhaltsana− lyse ein ethisches Problembewusstsein für Über− therapie in den klinischen Abteilungen (76 % der befragten Ärzte und 86 % der Pflegefachperso− nen). Die Gründe für eine nicht erfolgte Therapie− begrenzung lassen sich zum überwiegenden Teil den Ärzten zuordnen. Innerhalb dieser Gruppe sind die Aussagen sehr vielseitig und reichen von Informationsdefiziten über inter− und intra− professionellen Dissens bis zu Angst, Unsicher− heit und überhöhtem Ehrgeiz. Diese Wahrneh− mung von Problemen kann beim Personal zu Be− lastungen führen (¹moral distress") und wirft die Frage nach einer angemessenen Patientenbe− handlung auf. Eine Liste von Fragen und eine ge− zielte Verbesserung der Gesprächskultur sollen dabei helfen, Entscheidungen, die den Nutzen oder Schaden von Therapien betreffen, auf ethisch ausbalancierte Kriterien zu stützen. Abstract !