ZusammenfassungDie Beratung von Hundehaltern bezüglich der Vorteile und Nachteile sowie des optimalen Zeitpunktes der Kastration einer Hündin ist komplex und sollte sich auf verlässliche Daten aus der Wissenschaft stüt-zen sowie individuelle Belange berücksichtigen. Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Publikationen zu diesem Thema fällt auf, dass einige lange für robust gehaltene Informationen etwas angepasst oder aktualisiert werden müssen. Ein offensichtlicher Vorteil der elektiven Kastration ist, dass Erkrankungen der Ovarien und sexualsteroidabhängige Erkrankungen wie Metropathien nicht auftreten. Weiterhin ist ein gewisser protektiver Effekt einer frühzeitigen Kastration auf die Entstehung von Mammatumoren anzunehmen, wenngleich dafür derzeit eine schwache wissenschaftliche Evidenz besteht und der Effekt vermutlich geringer ausfällt, als in einigen älteren Publikationen angegeben wurde. Die Kastration hat jedoch auch Nachteile. Als häufigste negative Folge wird seit Jahrzehnten die Harninkontinenz beschrieben. Aussagen zur Inzidenz sowie zu weiteren Einflussfaktoren, wie Kastrationszeitpunkt in Bezug zur Pubertät, sind jedoch uneinheitlich. Aktuell werden vor allem das gehäufte Auftreten verschiedener Tumorerkrankungen, die nicht direkt mit dem Reproduktionstrakt in Verbindung stehen, sowie ein höheres Risiko für Erkrankungen des Bewegungsapparats bei kastrierten Tieren diskutiert. Weitere Einflussfaktoren wie der Ernährungszustand des Hundes, Alter und/oder Haltung wurden jedoch häufig nicht erfasst. Die Datenlage zur Auswirkung der Kastration auf den Stoffwechsel und das Immunsystem der Hündin ist derzeit ungenügend. Wünscht der Tierbesitzer eine Kastration, bedarf es in jedem Fall einer eingehenden Beratung, die individuelle, rasse-und haltungsbezogene Aspekte einschließt. Derzeit ist eine Kastration am ehesten zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit zu empfehlen, da ein gewisser protektiver Effekt auf die Entstehung von Mammatumoren anzunehmen ist und das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen nach heutigem Wissensstand moderat ausfällt.
KeywordsNeutering of female dogs, ovariohysterectomy, guidance in decision making, side effects
SummaryAdvice for dog owners regarding the Pros and Cons and optimal time for neutering a female dog is complex and should be based on recent and valid research data as well as individual aspects. After taking a closer look at the literature, it becomes clear that some putative robust information has to be revised or updated. An obvious advantage of neutering a female dog is that ovarian diseases and sexual steroiddependent diseases, including metropathy, no longer occur. In addition, it is likely that an early neutering reduces the risk to a certain extent of mammary neoplasia, even if the scientific basis for this observation is weak. The effect might be less than some earlier publications suggest. Disadvantages of neutering female dogs include urinary incontinence, which was postulated decades earlier. However, reported incidences and findings regarding factors that in...