Problemspezifizierung und AuswegeDer Beitrag von Alexander Lenger und Stephan Wolf (2018) zeigt, dass die Motivation von Studierenden, an sozialwissenschaftlichen Laborexperimenten teilzunehmen, heterogen ist. Das ist wenig überraschend, musste so aber auch erst einmal gezeigt werden. Darüber hinaus entwickeln die Autoren aus qualitativen Interviews -eine begrüßenswerte Methodentriangulation -eine Typologie von Experimentalteilnehmern 1 bezüglich ihrer Motivation und unterscheiden den strategisch-nutzenmaximierenden Typus, den ,Interessierten Forscher' und den ,Kritischen Experten'. Zu einem korrekturbedürftigen Problem für den generalisierenden Einsatz von Laborexperimenten mit Studierenden wird dieser Befund allerdings nur unter bestimmten Umständen, die im Beitrag nicht oder nicht deutlich genug herausgearbeitet werden.
Verhaltensunterschiede zwischen Typen und Verallgemeinerbarkeit der TypenverteilungErstens muss man annehmen, dass es Unterschiede im Verhalten im Experiment zwischen den Teilnehmern je nach Motivationslage gibt. Das mag naheliegend sein, vor allem bei ökonomischen Entscheidungssituationen, in denen oft eigeninteressierte gegenüber prosozialen Zielen abgewogen werden müssen. Es ist anzunehmen, aber nicht nachgewiesen, dass ,Interessierte Forscher' und ‚Kritische Experten' stärker zu prosozialen Optionen tendieren. Daher ist Vorsicht bei der Verallgemeinerung durchschnittlichen Verhaltens geboten, doch das ist -wenngleich gängige Praxis -ohnehin nicht die Idee eines Experiments.Zweitens ist die Frage, ob die Verhaltensunterschiede zwischen den Typen nur die Verhaltensraten betreffen -beispielsweise das Ausmaß kooperativen Verhaltensoder ob auch die Größe und möglicherweise sogar die Richtung der Effekte randomisierter Treatments (Kausaleffekte) sich je nach Typ unterscheiden. Da dank der zufälligen Zuordnung der Teilnehmer zu Treatment-und Kontrollgruppe -ein wesentliches Merkmal jedes Experiments, das Lenger und Wolf in ihrer Beschreibung vernachlässigen -die gleiche Anzahl an Personen jeden Motivationstyps zu erwarten ist, ist die interne Validität trotzdem weiterhin gegeben.