Zusammenfassung
Hintergrund Chronische Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) verursachen erhebliche Kosten für das deutsche Gesundheitssystem, weshalb sowohl von Seiten der Leistungserbringer als auch von der Politik Informationen über die Nutzung der unterschiedlichen Versorgungsangebote benötigt werden. Wir untersuchen gemäß dem Verhaltensmodell nach Andersen Prädiktoren der Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Leistungen der für chronische MSE relevanten Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Orthopädie und Physiotherapie in der von einer Arthrose, rheumatoiden Arthritis oder Osteoporose betroffenen 65–79-jährigen Wohnbevölkerung Deutschlands.
Methoden Auf Grundlage der Daten der ersten Welle der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurden Zusammenhänge zwischen der ambulanten Inanspruchnahme und erklärender Variablen mithilfe von Zähldatenmodellen analysiert.
Ergebnisse Eine erhöhte Inanspruchnahme der Allgemeinmedizin ist mit individuellen Krankheitsfaktoren (erhebliche gesundheitliche Einschränkung: Incidence Rate Ratio (IRR) 1,64 (1,18–2,27); Gelenkschmerzen: IRR 1,38 (1,06–1,79)) assoziiert. Eine erhöhte Inanspruchnahme der Orthopädie geht mit einer vermehrten Inanspruchnahme der Allgemeinmedizin (IRR 1,05 (1,01–1,10)) einher. Die erhöhte Inanspruchnahme der Physiotherapie wird von strukturellen wie individuellen Faktoren bestimmt (Region Ost (inklusive Berlin)): IRR 0,66 (0,47–0,93); erhebliche gesundheitliche Einschränkung: IRR 1,84 (1,09–3,12); vermehrte Inanspruchnahme der Orthopädie: IRR 1,07 (1,01–1,14)).
Schlussfolgerung Erwartungsgemäß nehmen individuelle Krankheitsfaktoren eine bedeutende Rolle in der Erklärung der Nutzung medizinischer Versorgungsangebote ein. Zugleich zeigt sich mit dem Nichtvorhandensein einer Komorbidität ein bislang noch nicht berichteter Prädiktor für die reduzierte Inanspruchnahme der Allgemeinmedizin durch Personen mit einer MSE.