Zusammenfassung
Im Hinblick auf den Umgang mit Rechtsextremismus und anderen antidemokratischen Orientierungen ist zu beobachten, dass diese häufig als ‚Jugendproblem‘ wahrgenommen und verhandelt werden. Insbesondere, wenn rechtsextreme Straftaten von Heranwachsenden verübt werden. Große Teile pädagogischer Praxis der Demokratieförderung und Rechtsextremismusprävention richten sich an junge Menschen bzw. junge Erwachsene und auch die erziehungswissenschaftliche Forschung behandelt traditionell Rechtsextremismus in weiten Teilen im Rahmen der Jugendforschung. Selten wird die Frage gestellt, ob es tatsächlich eine empirisch nachweisbare Konzentration antidemokratischer Orientierungen in dieser Altersgruppe gibt. Dies zu wissen, wäre für Grundfragen nach den Bedingungen und Möglichkeiten politischer Sozialisation und Bildung relevant und ebenso wäre es fatal, wenn angesichts der Häufung bestimmter Phänomene in einer demografischen Gruppe ein Stereotyp in die Forschung einzieht. Der Beitrag hat daher ein recht einfaches Anliegen. Er stellt empirische Beobachtungen aus einer aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Umfrage bereit und prüft statistisch, ob es zwischen menschenfeindlichen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Einstellungen, die Orientierungen bilden, Unterscheide zwischen Altersgruppen gibt. Die Analyse zeigt, dass 18- bis 30-Jährige im Vergleich zu älteren Generationen zwar einzelnen rechtsextremen Einstellungsdimensionen auffallend zustimmen, nicht jedoch in der ganzen Breite menschenfeindlicher Einstellungen. In Bezug auf diese zeigen Ältere höhere Zustimmung. Die Auswertungen legen nahe, die Fokussierung auf jüngere Altersgruppen und ihre politische Sozialisation viel enger und genauer in den Kontext der empirisch beobachtbaren gesellschaftlichen Stimmungen zu setzen.