Den Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet das Modell der Gabe von Marcel Mauss, in dem die Verausgabung und Verschwendung von immensen Reichtümern erwähnt wird. Georges Bataille radikalisiert die Thesen von Mauss, der immer wieder auf die Nützlichkeit der Gabe hinweist, wenn er die Bedeutung von Lebensbereichen betont, die jenseits von Kalkül, Produktion, Gewinn und Erhaltung angesiedelt sind. Diese sind Bereiche der Erfahrung eines maximal intensiven Lebens – völlig zweckfrei, völlig dem Augenblick und völlig der Zerstörung hingegeben. Auch die Gabentheorie von Jacques Derrida soll in keiner Beziehung ein Tauschverhältnis, sondern das Gegenteil, nämlich das A-Ökonomische, das Überschießende, die Verausgabung sein. Prototyp einer totalen Verausgabung ist die Sonne und die Sonnenenergie. Die Sonne gibt ohne Kalkulation, ohne Gegenleistung. Die Sonne rechnet nicht und sie erzeugt gleichzeitig ungeheure Energiequanten. Inwiefern kann dieses Modell anthropologische Bedeutung gewinnen?