1 Einleitung Da mit dem in [1] beschriebenen quasi-händischen Verfahren mit vertretbarem Aufwand nur Nachweise in den Hauptrichtungen möglich sind, stellt sich die Frage, ob die diesem Verfahren zugrunde liegende Annahme, dass ein Torsionsmoment ausschließlich durch die quer zur Beanspruchungsrichtung wirksamen Wände aufgenommen wird, bei gleichzeitiger Erdbebeneinwirkung in beiden Hauptrichtungen nicht zu unsicheren Ergebnissen führt. Aufgrund der ideal elastisch-plastischen Vereinfachung des Wandverhaltens würde ja nach dem Erreichen der Fließverschiebung aller Wände sowohl die Translations-als auch die Torsionssteifigkeit verloren gehen. Durch Vergleichsrechnungen mit der Software ETABS [2] wurde dieser Fragestellung nachgegangen. Für zwei stark vereinfachte fünfgeschossige Gebäude wurde zunächst der Tragsicherheits-(= Verformungs-)Nachweis mit dem in [1] beschriebenen Verfahren getrennt für beide Hauptrichtungen geführt, wobei das eine Gebäude im Grundriss symmetrisch angeordnete Aussteifungswände aufweist und beim anderen die Wände in einer Hauptrichtung unsymmetrisch angeordnet sind. Anschließend wurde das Gebäude mittels inelastisch-statischer Push-Over-Analyse mit der Software ETABS berechnet, um den Nachweis ausreichender möglicher Verformungen zu bestätigen, und zwar zunächst jeweils parallel zu einer Hauptrichtung und anschließend unter 45° zu den Hauptrichtungen. Schließlich wurde noch die Kraft-Verschiebungskurve für eine Wand mit dem nichtlinearen Finite-Element-Programm ATENA 5 [3] berechnet, um so die in den Berechnungen verwendete Sekantensteifigkeit zu überprüfen. 2 Beschreibung der Beispielgebäude Das in [1] beschriebene quasi-händische Verfahren wurde in einer EXCEL Rechentabelle implementiert und auf zwei stark vereinfachte Beispielgebäude angewendet. Ausgegangen wurde von einem fünfgeschossigen Bürogebäude, dessen symmetrischer Grundriss in Bild 1a dargestellt ist. Die Geschosshöhe beträgt 2,5 m, die Stahlbetonwände haben Abmessungen von 20 × 250 cm 2 und sind am Wandfuß eingespannt. Die Stützen sind Pendelstützen und dienen nur der Vertikallastenabtragung. Die Decken lagern ohne Unterzüge auf den vertikalen Elementen. Die Biegesteifigkeit der Decke wird vernachlässigt. Als Vertikallast in der außergewöhnlichen Lastfallkombination wurden 10 kN/m 2 angesetzt (Eigengewicht der Wände inklusive). Damit ergaben sich die Normalkräfte N Ed am Wandfuß zu 974 kN (Wände in X-Richtung) bzw. 545 kN (Wände in Y-Richtung). Das Gesamtgewicht des Gebäudes ergibt sich zu 10 000 kN. Das zweite Beispielgebäude ist in Bild 1b dargestellt und gleicht geometrisch dem symmetrischen Gebäude, mit dem einzigen Unterschied, dass die Wände in Y-Richtung unterschiedlich lang sind. Die unregelmäßige Verteilung der Steifigkeit in Y-Richtung führt dazu, dass eine Exzentrizität zwischen dem Massen-(CM) und dem Steifigkeitsmittelpunkt (CS) entsteht, die zu einer Torsionswirkung In [1] wird ein Bemessungsverfahren für durch Erdbeben beanspruchte Tragwerke vorgestellt, mit dem die explizite Berücksichtigung von torsionsbedingt...