Vernichtung durch Kommunikation — aufgezeigt am Phänomen „Mobbing“

Abstract

Überblick und FragestellungDie Etablierung des Mobbingbegriffs in der Literatur, initiiert durch die Arbeiten von Heinz Leymann (1993, 1995), hat in den 90er Jahren eine intensive Publikationswelle zu diesem Thema ausgelöst. Es dürfte sensus communis sein, dass es sich dabei lediglich um einen neuen Begriff für altbekannte Phänomene handelt. "Was allgemein als Mobbing bezeichnet wird, ist unter anderen Etiketten (vor allem: Stress, Konflikte, Arbeitsunzufriedenheit, Betriebsklima usw.) Dauerthema der organisationspsychologischen und -soziologischen Forschung" (Neuberger 1999, 159f.). Es hat den Anschein, dass, nicht zuletzt durch viele eindrucksvolle Fallbeispiele, über den prozesshaften Verlauf dieses Phänomens inzwischen hinreichende Klarheit herrscht. Einigkeit besteht ferner darin, dass Mobbing in der Folge ganz erhebliche gesundheitliche Beeinträch-tigungen nach sich zieht und dass viele der sog. Opfer den Arbeitsplatz verlassen, sei es durch Versetzung, Kündigung oder Frühverrentung, was zugleich auch einen nicht unbeträchtlichen wirtschaftlichen Schaden bedeutet. "Mobbing beinhaltet, dass jemand am Arbeitsplatz von Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert, beleidigt, ausgegrenzt oder beispielsweise mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird und der oder die Mobbingbetroffene unterlegen ist" (Zapf 1999, 3).Einige weitere Forschungsergebnisse sind: Ein solcher Prozess dauert durchschnittlich zwischen 15 und 46 Monaten; er wird als solcher diagnostiziert, wenn er mindestens einmal pro Woche über mindestens 6 Monate hinweg stattfindet; Männer und Frauen sind in etwa gleichermaßen betroffen; Vorgesetzte sind zu 60 -70% involviert; ein Drittel der Mobbingfälle beginnt innerhalb der ersten 6 Monate an einem neuen Arbeitsplatz; bevorzugte Branchen sind der Erziehungs-und der Gesundheitsbereich sowie die öffentliche Verwaltung. Mobbingstrategien sind soziale Isolierung, Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre, organisatorische Maßnahmen, verbale Drohungen und Attacken, körperliche Gewaltandrohung und Angriffe sowie die Verbreitung von Gerüchten (vgl. Zapf 1999), wobei Intensität und Umfang solcher vielfach strafrechtlich relevanter Handlungen sich mit der Zeit steigern. Als "bullying" wird dieses Phänomen im Schulbereich bezeichnet, wobei unter Kindern und Jugendlichen die physische Ag-