Versorgung Zwangserkrankter mit kognitiver Verhaltenstherapie als Behandlungsmethode erster Wahl

Abstract

Hintergrund: Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) mit Exposition und Reaktionsverhinderung stellt die Behandlungsmethode erster Wahl für Patienten mit Zwangsstörung dar. Ziel der vorliegenden Studie war die Bestimmung des Anteils an Patienten mit einer Zwangsstörung, die in Deutschland eine KVT mit Exposition und Reaktionsverhinderung erhalten. Methode: Hierzu wurden die Daten aus einer Befragung zur Behandlungsvorgeschichte einer Stichprobe von 369 Patienten mit einer Zwangsstörung nach ICD-10 analysiert. Ergebnisse: Insgesamt berichteten 60% der Patienten, in ihrer Behandlungsvorgeschichte mindestens einmal eine KVT mit Expositionsübungen erhalten zu haben. Bei 37% war dies die erste Behandlung. 46% gaben an, mindestens einmal eine KVT mit therapeutenbegleiteten Expositionsübungen erhalten zu haben. Durchschnittlich vergingen 6 Jahre zwischen Beginn der Zwangsstörung und Beginn der ersten Behandlung. Schlussfolgerungen: Zwei Fünftel der Patienten unserer Stichprobe berichteten, dass sie noch nie eine KVT mit Exposition und Reaktionsverhinderung erhalten hatten, obwohl es sich dabei um die Methode erster Wahl bei Zwangsstörungen handelt. Wir diskutieren potenzielle Hürden aufseiten der Patienten, Ärzte und Therapeuten sowie Maßnahmen, die zur Verbesserung der Versorgungssituation beitragen könnten.

Die Rolle von Verhaltensexperimenten in der Behandlung von Zwangsstörungen: Ein Update zur effektiven Gestaltung und Durchführung in der Praxis

“…Beide Gruppen waren mit den klinischen Leitlinien in ähnlichem Maße vertraut. Auch auf Seiten der Patienten decken sich diese Befunde: 40% aller Patienten mit Zwangsstörungen berichten, dass sie niemals KVT mit ERM als Behandlung erhalten haben [Voderholzer et al, 2015], was sich mit Studien zur Behandlungsintegrität von KVT bei Zwangsstörungen in der Routineversorgung deckt [Stobie et al, 2007;Böhm et al, 2008].…”

Therapieformen der Dritten Welle der Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen: Sinnvolle Ergänzung zu KVT? Aktueller Wissensstand

“…berichteten in einer Versorgungserhebung an 57 Patienten 71 % aller Patienten, die an einer Verhaltenstherapie teilgenommen hatten, dass keinerlei Konfrontationsverfahren zum Einsatz kamen [40]. Ähnliches wurde auch bei einer weiteren Befragung zur Versorgungssituation von Zwangsstörungen in Deutschland festgestellt [41]. Weniger als die Hälfte der Patienten berichteten, dass sie innerhalb ihrer bisherigen, zum Teil wiederholten Therapien jemals therapeutenbegleitete Expositionsübungen erhalten hatten.…”

The Metacognitive Training for obsessive-compulsive disorder: A pilot study

“…Several treatment barriers apply for OCD treatment in general (e.g., CT and metacognitive therapy) and additional treatment barriers apply for Ex/RP (Külz et al, 2010). 1In addition to the high drop-out rates of patients when undergoing Ex/RP (14.7%; Ong et al, 2016), 40% of therapists also avoid providing CBT with Ex/RP (Moritz et al, 2019;Voderholzer et al, 2015). As a consequence, a high number of patients are not treated with one of the first-line treatments.…”