Zusammenfassung
Ziel Die umfassenden psychologischen Hilfen gelten als
Alleinstellungsmerkmal der Berufsförderungswerke und dienen der gesundheitlichen
Stabilisierung der Rehabilitand:innen sowie der Sicherung allgemeiner
Erfolgskennzahlen wie eine niedrige Abbruchquote oder ein erfolgreiches
Return-to-Work. Für die Ressourcenplanung der Berufsförderungswerke und damit
für die bestmögliche psychologische Betreuung während der beruflichen
Rehabilitation ist es wichtig, die Terminanzahl der Rehabilitand:innen
frühzeitig abschätzen zu können. Obwohl Routinedaten zur Verfügung stehen, wurde
eine Prognose mit Hilfe regressionsanalytischer Methoden bisher nicht
vorgenommen.
Methodik Zur Vorhersage der Terminanzahl im Psychologischen Dienst wird
unter Verwendung von retrospektiv vorliegenden Routinedaten von 404
Rehabilitand:innen eine hierarchische lineare Regressionsanalyse mit 25
potenziellen Prädiktoren berechnet. Bei der Spezifizierung des
Regressionsmodells werden theoretische Bezugspunkte und datengestützte Methoden
kombiniert. Als theoretisches Bezugsmodell dient das
Andersen-Verhaltensmodell.
Ergebnisse Das regressionsanalytische Endmodell erreicht eine
Varianzaufklärung von 39,5%. Insgesamt zehn Variablen prognostizieren eine
höhere Terminanzahl: weibliches Geschlecht, Internatsstatus, geringe Resilienz,
Unterstützungswunsch, psychologische Behandlung in der Vergangenheit, Einnahme
von Psychopharmaka, Nichtvorliegen zweier bestimmter Berufsfelder,
Arbeitsagentur/Jobcenter als Kostenträger, Nichtteilnahme am
Reha-Vorbereitungslehrgang.
Schlussfolgerung Die zu Beginn der beruflichen Rehabilitation in einem
Berufsförderungswerk vorliegenden Routinedaten sind grundsätzlich geeignet, die
Terminanzahl der Rehabilitand:innen im Psychologischen Dienst vorherzusagen, und
können deshalb für die Ressourcenplanung der psychologischen Betreuung
eingesetzt werden. Dabei erweisen sich verschiedene Informationen als bedeutsam,
sodass eine Fokussierung auf einzelne Merkmale (z. B. Vorliegen einer
F-Diagnose) ungünstig erscheint. Auf Limitationen des regressionsanalytischen
Ansatzes wird hingewiesen.