ZusammenfassungIn dieser Publikation werden die Diagnosekriterien für Presbyvestibulopathie (PVP) durch das Klassifikationskomitee der Bárány-Gesellschaft beschrieben. PVP ist als ein chronisches vestibuläres Syndrom definiert, das durch Gangunsicherheit, Gangstörungen und/oder wiederholte Stürze bei leichten bilateralen vestibulären Defiziten gekennzeichnet ist, mit Labortestbefunden, die zwischen Normalwerten und Schwellenwerten für die bilaterale Vestibulopathie liegen.Die Diagnose von PVP basiert auf der Anamnese des Patienten, der körperlichen Untersuchung des Patienten und der Auswertung von Untersuchungen des Gleichgewichtssystems. Die Diagnose von PVP setzt eine bilateral verminderte Funktion des vestibulookulären Reflexes (VOR) voraus. Dies kann für den Hochfrequenzbereich des VOR mit dem Video-Kopf-Impuls-Test (vKIT), für den mittleren Frequenzbereich mit dem Drehstuhltest und für den Niederfrequenzbereich mit der kalorischen Prüfung diagnostiziert werden.Für die Diagnose von PVP sollte der horizontale anguläre VOR-Verstärkungsfaktor (Gain) auf beiden Seiten < 0,8 und > 0,6 betragen, und/oder die Summe der maximalen Spitzengeschwindigkeiten in der langsamen Phase des kalorisch induzierten Nystagmus sollte bei der Stimulation mit warmem und kaltem Wasser auf jeder Seite < 25°/s und > 6°/s betragen, und/oder der horizontale anguläre VOR-Gain sollte bei Drehstuhlpendelung > 0,1 und < 0,3 betragen.PVP tritt typischerweise zusammen mit anderen altersbedingten Defiziten des Sehvermögens, der Propriozeption und/oder der kortikalen, zerebellären und extrapyramidalen Funktion auf, die ebenfalls zur Manifestation der Symptome von Gangunsicherheit, Gangstörungen und Stürzen beitragen und diese möglicherweise erst auftreten lassen. Die hier beschriebenen Kriterien berücksichtigen lediglich das Vorhandensein dieser Symptome zusammen mit einer dokumentierten Beeinträchtigung der vestibulären Funktion bei älteren Erwachsenen.