ZusammenfassungGefangene haben ein hohes Suizidrisiko und die höchsten Suizidraten sind bei Untersuchungsgefangenen zu verzeichnen. Suizid ist die häufigste singuläre Todesursache in deutschen Gefängnissen. In diesem narrativen Übersichtsbeitrag werden zunächst die Gefängnispopulation und ihre allgemeine Gesundheitsversorgung beschrieben, wobei insbesondere auf psychiatrische und Substanzkonsumstörungen eingegangen wird. Der Hauptteil widmet sich der Prävalenz, den Ursachen und Risikofaktoren von Gefängnissuizid. Maßnahmen zur Suizidprävention werden dargestellt.Der Anteil von Männern unter Gefangenen in Deutschland ist mit 94 % (2020) wie in allen Teilen der Welt sehr hoch. Die meisten Gefangenen sind jungen oder mittleren Alters. Die durchschnittlichen jährlichen Suizidraten bei Männern und Frauen in deutschen Gefängnissen entsprechen mit 105,8/100.000 bzw. 54,7/100.000 denen der meisten Länder in der Europäischen Union (Vollerhebung 2000–2011). Die Suizidraten bei männlichen deutschen Gefangenen sind in den Jahren 2000–2013 unabhängig vom Alter kontinuierlich zurückgegangen. Bei weiblichen Gefangenen stiegen sie dagegen an, wobei die Ursachen hierfür nicht bekannt sind. Es gibt Hinweise darauf, dass psychiatrische Erkrankungen nicht erkannt worden waren.Wichtige suizidpräventive Maßnahmen sind die Unterbringung in Gemeinschaft und die Vermeidung von Isolation, beispielsweise durch das Angebot von Arbeit. Zudem stehen validierte deutschsprachige Screeninginstrumente zur Verfügung, um ein Suizidrisiko frühzeitig zu erkennen. Für eine wirksame Gefängnissuizidprävention bedarf es der Identifikation von Hochrisikopersonen, des Angebots geeigneter suizidpräventiver Maßnahmen sowie der Entwicklung teambezogener Maßnahmen beim Gefängnispersonal.