Angesichts der zunehmenden identitätspolitischen Fragmentierung des sozialen und politischen Denkens fragt der Artikel nach Alternativen, die noch in der Lage sind, die Grenzen der jeweils eigenen Gruppe, der jeweils eigenen Identität, in normativer Hinsicht zu überschreiten und der aktuellen »Unübersichtlichkeit« mit einem intellektuellen Minimalismus zu begegnen. Ein solcher lässt sich im Werk Erich Fromms entdecken. Sein »normativer Humanismus« wurzelt in einer Anthropologie, die in der Psyche des Menschen nicht nur die Anlage der beiden widerstreitenden Existenzformen – der des »Habens« und der des »Seins« – vermutet, sondern die auch die Kriterien einer Gesellschaftskritik zur Verfügung stellt, die ihre utopischen Ansprüche nicht preisgeben möchte.