ZusammenfassungMinderheitsregierungen stellen im internationalen Vergleich etwa ein Drittel aller Regierungen in etablierten parlamentarischen Demokratien dar. Insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten lässt sich international ein deutlicher Anstieg von Minderheitsregierungen feststellen. Während Minderheitsregierungen im deutschen Sprachraum oft kritisch betrachtet werden und üblicherweise nur als Notlösung in Ausnahmefällen gelten, sind sie in Skandinavien oder Neuseeland der reguläre Modus des Regierens. Im vorliegenden Literaturbericht wird der aktuelle Forschungsstand zum Regieren von Minderheitskabinetten sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene dargelegt. Zunächst wird erörtert, wie Minderheitsregierungen definiert werden und wo sie häufig anzutreffen sind. Anschließend beleuchtet der Bericht die Handlungskalküle von Parteien und erläutert, warum es für sie eine rationale Strategie sein kann, Minderheitsregierungen zu tolerieren, anstatt an der Regierung teilzunehmen. Weiterhin werden die institutionellen und situativen Bedingungen erläutert, unter denen die Bildung von Minderheitsregierungen wahrscheinlicher wird. Es werden auch die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt, wie Minderheitsregierungen parlamentarische Mehrheiten für die Durchsetzung ihres Programms organisieren können. Abschließend wird die Performanz von Minderheitsregierungen diskutiert, wobei sowohl die Nachteile als auch die zahlreichen normativen Vorteile beleuchtet werden.