Zusammenfassung
Hintergrund
Nahtaneurysmen (NA) sind ein relevanter Aspekt der Sekundärversorgung geworden. Das Ziel der Studie bestand darin, bei Patienten eines zertifizierten Gefäßzentrums das Auftreten von NA im Rahmen einer retrospektiven Fallserie zu untersuchen und selektiv eruierten Referenzen der wissenschaftlichen Literatur gegenüberzustellen.
Patienten und Methode
Über einen definierten Untersuchungszeitraum wurden alle Patienten mit einem Leisten-NA hinsichtlich patientenabhängiger Faktoren (Alter, Geschlechtsverteilung), NA-Größe, chirurgischer Versorgung (Rhaphie ± Patch vs. Interponat) und Ergebnis (Offenheitsrate, NA-Rezidiv, Morbidität, Letalität) charakterisiert.
Ergebnisse
Die meisten NA traten nach Anlage einer aortobifemoralen Prothese (52,3 %) auf. Das durchschnittliche Zeitintervall bis zur NA-Entwicklung betrug 55,4 Monate. Über die Hälfte der NA (n = 44; 51,2 %) wurden primär mittels Interponat versorgt. – Die Aneurysmorrhaphie mit bzw. ohne Patch hat eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein NA-Rezidiv im Vergleich zum Interponat (p = 0,026 bzw. p = 0,006). Der durchschnittliche Durchmesser der Leisten-NA betrug 46,4 mm. Bei den postoperativen Komplikationen waren am häufigsten nicht operationspflichtige Lymphozelen (25,6 %), Hämatome mit notwendiger Ausräumung (8,1 %) und Infektionen mit erforderlicher Explantation des alloplastischen Materials (4,7 %). Die 30-Tage-Letalität betrug 2,3 %. Die notfallmäßig versorgten NA wiesen eine tendenziell höhere Wahrscheinlichkeit einer postoperativen Komplikation (p = 0,09) auf.
Schlussfolgerungen
Nahtaneurysmen sind mit einer Inzidenz von 0,2–15 % keine seltene Komplikation in der Gefäßchirurgie. Die Interponatanlage ist die Therapie der Wahl bei der Versorgung der Leisten-NA. Alle Patienten sollten über die Wichtigkeit einer lebenslangen gefäßchirurgischen Nachsorge aufgeklärt werden.