ZusammenfassungDieser Beitrag der Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. (GIO) thematisiert die Erfahrungen, die Jugendliche in Deutschland während der Corona-Pandemie gemacht haben, aus einer Zeit-bezogenen Perspektive. Dazu wird ein Verständnis von Zeit angelegt, mit welchem Biografien als gesellschaftlich geordnete Strukturmuster verstanden werden. Im ersten Teil werden jugendtheoretische Überlegungen aus der Entwicklungspsychologie, Erziehungswissenschaft und Soziologie mit Blick auf Charakteristika präsentiert, welche Jugend als Zeit besonderer Veränderungen und Entwicklungsaufgaben kennzeichnen. Dabei stehen somatische Veränderungen, der Bedeutungszuwachs von Peer-Beziehungen und Gruppenerfahrungen sowie die Konzeptionalisierung von Jugend als gesellschaftlich vorstrukturierte ‚Bildungszeit‘ im Fokus. Diese Ausführungen stellen den Rahmen für den zweiten Teil des Artikels dar. In diesem werden Ergebnisse aus den „JuCo“-Studien I und II, die vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ der Universitäten Hildesheim und Frankfurt a. M. durchgeführt wurden, präsentiert. Es wird mit Kommentaren gearbeitet, welche Befragte am Ende eines Online-Fragebogens freiwillig hinterlassen haben. Die Berichte der Jugendlichen weisen auf Erfahrungen von Frustration über verpasste Chancen, Leistungsdruck und Zukunftsängste unter den jungen Menschen hin. Die Implikationen dieser Befunde werden abschließend mit Blick auf Bedarfe für die Gestaltung der Zeit nach der Pandemie diskutiert. Der Beitrag schließt mit einer Forderung nach offenen sozialen Räumen, in denen Jugendliche die Möglichkeit zu intergenerationalen und peer-bezogenen Begegnungen haben.