“…So ist zwar konkret in den 1960er und 1970er Jahren eine gewisse Gruppe politischer Entscheidungsträger wahrnehmbar, die antisoziales und kriminelles Verhalten bis hin zu nicht staatlich organisierten Bereichen der Jugendbewegung wie die westlich orientierte Musikkultur als vom Konstrukt der sozialistischen Persönlichkeit abweichend psychopathologisieren lassen wollte, jedoch blieb dieses Ansinnen wie auch der Appell, die Psychiatrie solle ihre soziale Ordnungsfunktion ausweiten, ohne nachhaltige Aufnahme durch die psychiatrische Ärzteschaft. Man sehe ferner, dass derartige politische Bestrebungen nicht DDR-typisch, sie während der 1960er und 1970er Jahre auch in anderen, darunter westlichen Industrieländern festzustellen sind [75,82,83]. Zumindest nach Süß, die während jahrelanger Kleinarbeit Hunderte Akten durchgesehen und die zu diesem Thema nach wie vor quellenreichste und quellennächste Untersuchung durchgeführt hat, kamen Umetikettierungen psychisch gesunder, politisch Oppositioneller in Kranke augenscheinlich faktisch nicht vor [3,56].…”