Anti-intellectualism in American Life hat eine unwahrscheinliche Karriere durchlaufen: vom Buchtitel zum Schlagwort. Von Beginn an stand der fachwissenschaftlichen Kritik von Hofstadters Schrift eine begeisterte
Aufnahme in den Feuilletons gegenüber. Seit dem jüngsten Erstarken des Populismus ist die These vom Antiintellektualismus als treibender Kraft der U.S.-amerikanischen Geschichte wieder omnipräsent. Die empirische Triftigkeit
von Hofstadters Thesen und die Plausibilität seiner historischen Meistererzählung sind jedoch nur selten überprüft worden.
Dieser Band versteht sich als konsequenter Versuch einer Dekonstruktion von Anti‑intellectualism als historischer Darstellung. Exemplarisch setzt er an Epochen, sozialen Gruppen und Problemen an, die konstitutiv für
die U.S.-amerikanische Geschichte sind, wie Hofstadter sie erzählt. Aus interdisziplinärer Perspektive stellt er Fragen nach dem Anti‑/Intellektualismus mit Blick auf die politische Praxis, die Konstruktion ethnischer
Identität, die Bedeutung von Gender sowie Religion. Protagonist:innen sind Gentlemen Scholars und soziale Aufsteiger, U.S.-Präsidenten, Einwanderer, gebildete Frauen, Journalisten und Talk-Show-Hosts, religiöse
Gemeinschaften und ihre Anführer – natürlich aber immer auch Hofstadter selbst. Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt: Was macht den fortdauernden Reiz des Buches über aktuelle politische Fragen hinaus aus? Und kann das
Buch überhaupt der Schlüssel für das Verständnis der Gegenwart sein, als der es manchen gilt?