Zusammenfassung
Einleitung Das Poplitealarterien-Entrapment-Syndrom (PAES) beschreibt einen pathologischen Zustand, bei dem sich durch anatomische Anomalien der Lagebeziehung zwischen zumeist muskulären Weichteilstrukturen des Caput mediale des M. gastrocnemius (CMMG) und der A. poplitea (AP) eine mechanische Kompression und eine daraus folgende Schädigung der Gefäße bis zum Verschluss ergibt.
Patienten In den Jahren 2012 bis 2018 wurden 3 männliche Patienten im Alter zwischen 17 und 48 Jahren wegen eines PAES an unserer Abteilung operiert. Der 1. Patient wurde bereits 2003 mit 23 Jahren einer femoropoplitealen Bypassoperation bei der Diagnose „PAVK II b posttraumatisch“ unterzogen. Nach mehrmaliger Revision fiel 2012 schließlich intraoperativ ein starker, nach lateral ziehender, die Gefäße einengender Sehnenzügel des CMMG auf. Nach Durchtrennung des Sehnenzügels wurde die aneurysmatische Bypassvene ersetzt. Der 2. Patient wurde 2014 mit der Diagnose „PAVK II b bei thrombosiertem Poplitealaneurysma“ nach intraarterieller Lyse mit wandhaftenden Restthromben vorstellig. Intraoperativ zeigte sich proximal des Aneurysmas ein zum CMMG ziehender Sehnenzug, welcher die AP einengte. Beim 3. Patienten trat 2018 eine Fußsohlen- und Wadenclaudicatio rechts mit abgeblasstem und pulslosem Unterschenkel auf. Bildgebend zeigte sich ein Verschluss der Poplitealarterien beidseits. Nach intraarterieller Lyse zeigte die HRMR-Untersuchung des Knies einen atypischen Verlauf der AP von medial das CMMG ventral kreuzend. Die operative Sanierung wurde durch Myotomie und Refixation des Muskels in physiologischer Position vorgenommen. Alle Patienten erhielten eine individuelle medikamentöse Re-Thromboseprophylaxe. Von der Operation der Gegenseite bei simultan bestehendem PAES wurde bei mangelndem Therapiewunsch der Patienten abgesehen.
Schlussfolgerung Das PAES ist selten und wird i. d. R. mit jungen, sportlich aktiven, meist männlichen Patienten mit ausgeprägter Unterschenkelmuskulatur in Verbindung gebracht. Eine späte Diagnose des PAES kann, wie der 1. Fall zeigt, zu schweren Gefäßschäden, unnötigen Rezidiveingriffen und über Jahre protrahiertem Krankheitsverlauf führen. Bei jungen Patienten mit Wadenclaudicatio sollte daher stets auch unabhängig von der körperlichen Konstitution die Differenzialdiagnose PAES erwogen werden.