Zusammenfassung
Fragestellung
Die individuelle Mobilität im Straßenverkehr hat in Deutschland, sowohl individuell als auch sozioökonomisch betrachtet, einen hohen Stellenwert. Insbesondere Erkrankungen und Verletzungen im Bereich des muskuloskeletalen Systems können jedoch temporär zu Beeinträchtigungen führen. Ziel dieser prospektiven Patientenbefragung war es zu erfassen, wie die Patienten ihre Fahrtauglichkeit während einer Verletzung und damit verbundenen Ruhigstellung einschätzten und auf welcher Grundlage die Entscheidung über die Fahrtauglichkeit seitens der Patienten getroffen wurde.
Material und Methoden
Anhand eines systematischen Fragebogens wurden insgesamt 100 Patienten mit einer orthopädischen/unfallchirurgischen Diagnose und einer damit verbundenen Gelenkruhigstellung analysiert. Neben persönlichen Daten und der Verletzungen/Erkrankungen wurde eine Analyse zur Risikobereitschaft durchgeführt, und die Patienten wurden zu ihrem Wissen bezüglich der Fahrtauglichkeit befragt. Abschließend wurde erfasst, welche Patienten aus welchen Gründen trotz Ruhigstellung ein Kraftfahrzeug (Kfz) geführt haben.
Ergebnisse
Insgesamt gaben 40,2 % an, Kenntnis über das geltende Recht hinsichtlich der Fahrtauglichkeit zu haben. Weiterhin schätzten 55,6 % den behandelnden Arzt als Verantwortlichen bezüglich der Entscheidung über die Fahrtauglichkeit ein. Die Patienten, die ein Kfz führten, gaben eine höhere sowohl private als auch berufliche Abhängigkeit vom Kfz an (privat: 60,6 % vs. 45,7 %; beruflich: 48,5 % vs. 36,1 %). In der Patientengruppe, die ein Kfz während der Ruhigstellung führte, war insgesamt seltener eine Fraktur der Grund der Ruhigstellung (33,3 % vs. 51,0 %).
Diskussion
Insgesamt schätzte das Patientenkollektiv seine Kenntnis über die Gesetzeslage als gering ein und sah den behandelnden Arzt in der Mehrzahl in der Entscheidungsverantwortung hinsichtlich der Fahrtauglichkeit. Die Patienten, die ein Kraftfahrzeug während der Ruhigstellung führten, gaben eine höhere private als auch berufliche Abhängigkeit vom Führen eines Kfz an. Gleichzeitig hatte die Verletzungsschwere einen Einfluss auf die Entscheidung, sodass Patienten mit Frakturen eine Fahrt mit einem Kfz eher vermieden. Weitere Studien insbesondere auf biomechanischer Ebene sind erforderlich, um für den Arzt eine bessere Grundlage für die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Fahrtauglichkeit bei orthopädischen/unfallchirurgischen Erkrankungen zu gewährleisten.
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