ZusammenfassungGeld wird zumeist als besonderer Tauschwert untersucht. Die politische Soziologie des Geldes konzentriert sich folgerichtig auf Wertkonflikte. Bisher hat auch die Theoriedebatte zwischen traditionellen Waren- und heterodoxen Kredittheorien des Geldes daran kaum etwas geändert. Die soziologische Relevanz der Kredittheorien bleibt umstritten, auch weil das empirische Erkenntnispotential konzeptueller Umstellungen unzureichend untersucht ist. Am Beispiel des TARGET2-Systems der Eurozone bietet dieser Beitrag erstens eine soziologische Übersetzung der Kredittheorien als beziehungstheoretische Forschungsperspektive an. Diese untersucht Geld als Geflecht durch Gläubiger-Schuldner-Beziehungen verbundener Bilanzen. Zweitens wird geprüft, inwiefern diese Übersetzung Erkenntnisgewinne im Hinblick auf die politische Dimensionalität des europäischen Geldes generiert. TARGET2 wird als Versuch der unvollständigen Kopplung nationaler Geldgeflechte analysiert und die politische Auseinandersetzung um die Deutung der Salden damit als Beziehungskonflikt rekonstruiert.