ZusammenfassungDas Bearbeiten von Übungsaufgaben stellt die zentrale Aktivität von Studierenden in der Eingangsphase des Mathematikstudiums dar. Jedoch gibt es bisher nur wenige Untersuchungen, die sich mit Gestaltungsmerkmalen von Übungsaufgaben auseinandersetzen. Die niedrigen eigenständigen Bearbeitungs- und Lösungsquoten von Übungsaufgaben legen das Vorliegen substanzieller Unterschiede in den Gestaltungsmerkmalen zwischen schulischen Mathematikaufgaben und den Übungsaufgaben der Hochschulmathematik nahe. Auf Basis von Kategoriensystemen, die zur Untersuchung schulischer Aufgaben genutzt wurden, wurde ein Instrument entwickelt, welches sich zur Klassifizierung von Übungsaufgaben sowie dem Abgrenzen schulischer und universitärer Anforderungen eignet. Hierfür wurden 530 Übungsaufgaben der Analysis I von vier Universitäten hinsichtlich Ihrer kognitiven Gestaltungsmerkmale klassifiziert. Die Merkmalsverteilungen lassen auf einen deutlich höheren durchschnittlichen Anspruch der Übungsaufgaben im Vergleich zu den Aufgaben der Schulmathematik schließen. Weiterhin wurden Unterschiede in der Aufgabengestaltung zwischen den verschiedenen universitären Standorten festgestellt. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten insbesondere das Potenzial für einen Vergleich mit den Anforderungen, wie sie in Klausur- oder Präsenzübungsaufgaben gestellt werden.