EinleitungDie autosomal-rezessiv vererbten Stoffwechselerkrankungen Hämochromatose und Morbus Wilson sind die klassischen genetischen Krankheitsbilder des hepatischen Eisen-und Kupferstoffwechsels. Beide Erkrankungen sind im klinischen Alltag selten, stellen jedoch wichtige Differenzialdiagnosen bei unklaren Hepatopathien dar. Insbesondere der Morbus Wilson zeigt in seiner klinischen Erscheinungsform eine weite Variabilität und wird daher oft erst verzögert diagnostiziert. Der folgende Übersichtsartikel soll deshalb einen praxisnahen Überblick über beide Erkrankungen geben. Morbus Wilson Definition Der Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbte Kupferspeichererkrankung. Namensgebend war die Erstbeschreibung durch Kinnear Wilson im Jahr 1912. Dieser beschrieb eine unbehandelt fatal verlaufende Erkrankung, bei der es sowohl zum Auftreten einer Leberzirrhose als auch neurologischer Symptome kommen kann. In der Tat zeichnet sich der Morbus Wilson durch das Auftreten von hepatischen und/oder neuropsychiatrischen Symptomen aus, wobei das Symptomspektrum breit gefächert ist. Epidemiologie Mit einer Prävalenz von ca. 1 : 40 000 ist der Morbus Wilson eine sehr seltene Krankheit und gilt als "orphan disease". Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv, wobei die Prävalenz heterozygoter Anlageträger bei etwa 1 : 90 liegt. Der Morbus Wilson ist eine sehr seltene erbliche Kupferspeicherkrankheit, die vor allem durch hepatische und/oder neuropsychiatrische Symptome gekennzeichnet ist. Ätiologie und Genetik Physiologische Kupferhomöostase. Die Kupferhomöostase wird vornehmlich über die biliäre Exkretion in die Galle reguliert. Hierbei spielt das MorbusWilson-Protein ATP7B eine zentrale Rolle. Dieses transportiert im Hepatozyten ATP-abhängig Kupfer in die Galle. Relevant ist das Morbus-Wilson-Protein zudem bei der Coeruloplasminsynthese. Hier vermittelt es die Bildung des Holo-Enzyms Coeruloplasmin durch Beladung von Apo-Coeruloplasmin mit Kupfer. Das Morbus-Wilson-Gen ATP7B konnte erstmalig im Jahr 1993 identifiziert werden [1]. Es kodiert für eine vornehmlich in der Leber exprimierte kupfer-