ZusammenfassungGroße Unternehmen und insbesondere Banken sind wichtige regionale Identitätsanker. Veränderungen bei den Eigentümern können nicht nur beträchtliche Auswirkungen auf Wirtschaftsstruktur und Beschäftigungsdynamik haben, sondern auch auf das Image und Selbstverständnis einer Region. In diesem Sinne geht der Beitrag den Fragen nach, wie aktive und passive Unternehmensübernahmen im regionalen Kontext – also Übernahmen im Ausland durch inländische Unternehmen und Übernahmen im Inland durch ausländische Unternehmen – in den Medien dargestellt, welche Ursachen und Folgen diskutiert und welche Argumente verwendet werden und ob sich die Darstellung unter sich wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit verändert. Vermitteln die Medien alle Übernahmen nach ähnlichen Kriterien, die einer den Mainstream-Medien oft zugeschriebenen neoliberalen Grundhaltung entsprechen, oder folgen sie eher einer identitätsbildenden „Wir versus sie“-Dichotomie, die zu einer Ungleichbehandlung aktiver und passiver Übernahmen beiträgt? Die Ergebnisse einer Langzeitanalyse der Berichterstattung der Wiener Qualitätspresse über Übernahmen im regionalen Bankensektor zeigen eine deutliche „asymmetrische“ Darstellung aktiver und passiver Übernahmen, die wir „regionale Schizophrenie“ nennen: Die Implikationen für Wien, seinen Arbeitsmarkt, die Rentabilität lokaler Banken und seine Position als Bankenzentrum bilden für aktive und passive Übernahmen den bedeutungsvollsten Bezugspunkt. Methodisch zeigt das angewandte kombinierte quantitativ-qualitative Verfahren das Potenzial des Framing-Ansatzes für die Analyse der medialen Darstellung wirtschaftlicher Themen.