Bertrand PerzDie Forschung zum Holocaust, seit sie diese durch eine US-amerikanischen Fernsehserie popularisierte Bezeichnung für den nationalsozialistischen Massenmord an Juden und Jüdinnen trägt, ist immer wieder von Debatten über ihren Gegenstand und die Grenzen des Themas, ihre methodischen Zugriffe, ihre Perspektiven, ihre Versäumnisse und Ausblendungen begleitet. Das ist für Forschungsfelder per se nichts Besonderes, beim Thema Holocaust ist die wissenschaftliche Forschung aber wie bei wohl keinem anderen Thema von einem öffentlichen Diskurs begleitet, den sie selbst mit befördert hat, den sie allerdings nicht bestimmt. Dies verweist auch darauf, dass der Gegenstand selbst bei aller Historisierung kein abgeschlossener ist, man denke nur an die Restitutions-und Entschädigungsfragen, die uns bis heute begleiten, an letzte Gerichtsverfahren gegen Beteiligte am Massenmord, aber auch an Spuren und Prägungen, die der Holocaust etwa im kollektiven wie individuellen Gedächtnis hinterlassen hat. 1 Zugleich lässt sich (nicht nur) für den deutschen Sprachraum in den letzten Jahren eine zunehmende Tendenz zur Historisierung der Forschung selbst beobachten, 2 manche Befunde wie die Studie von Nicolas Berg über die Rolle der westdeutschen Nachkriegshistoriker lösen in der Scientific Community auch heftige Reaktionen aus. 3 So formulierte Stefan Kühl in Bezug auf eine Raul Hilberg zu seinem zehnten Todestag gewidmeten Tagung 4 mit kritischem Unterton: Die "Holocaustforschung