Es scheint so simpel, wie selbstverständlich: Wir Menschen können kein gesichertes Wissen von der Zukunft haben, weil es die Zukunft per definitionem (noch) nicht gibt. Der Wissenschaft fehlt jeglicher Bezug zu ihr: Zukunft liegt nicht als Ereignis, Gegebenheit oder Gegenstand vor. Der Forschungsgegenstand »Zukunft« ist schlichtweg inexistent. Es gibt nur höhere oder geringere Wahrscheinlichkeiten, dass bestimmte Ereignisse eintreffen werden. Ereignisse, die bestimmten Kausalitäten oder Naturgesetzen unterliegen-»etwa in welche Richtung ein Gegenstand fällt, wenn ich ihn fallen lasse, oder wann die nächsten zwanzig Sonnenfinsternisse sein werden […]« (Gransche 2015: 40)-können mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als wiederholbar gelten. Solche Annahmen über die Zukunft im Rahmen von experimentell eng begrenzten Situationen lassen sich jedoch nicht auf individuelle Erfahrungen oder gar gesellschaftliche Prozesse übertragen. Je komplexer ein System, je mehr Variablen, Einflüsse, Zusammenhänge und Wechselwirkungen gegeben sind, desto schwieriger wird es, die Zukunft zutreffend vorhersagen zu können. Ein weiteres Problem ist, dass »[m]it fortschreitender Entwicklung der modernen Gesellschaft […] die Prognostizierbarkeit ihrer Entwicklung ständig ab[nimmt]« (Jischa 2009: 46), weil durch die Beschleunigung von Forschungs-und Entwicklungsprozessen-unter anderem durch die Nutzung digitaler Infrastrukturen-die Kenntnisse und Informationen, die wir 1 Dieser Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprojektes »EnerTrend: Systemische Analyse von Wechselwirkungen der Energiewende in NRW mit zentralen Megatrends« entstanden. Die Zuwendung für dieses Projekt stammt vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE).