Die Erforschung der Reaktivitat und Struktur alkalimetallorganischer Verbindungen hat in den letzten Jahrzehnten eine geradezu sturmische Entwicklung durchlaufen. Zu diesen Verbindungen gehoren einige fur das Verstandnis der chemischen Bindung besonders wichtige und auch einfache wie die Methylverbindungen der Alkalimetalle, deren Strukturen nun vollstandig aufgeklart sind. Ganz allgemein erwiesen sich die organischen Verbindungen der Alkalimetalle und auch des Magnesiums als Ionenaggregate, deren Eigenschaften sich durch Solvatisierung, z.B. durch Ether und Amine, stark verandern lassen. Auf diesen Erkenntnissen beruhen auch wichtige Fortschritte bei der Synthese vor allem von Verbindungen der schwereren Alkalimetalle. Lange galten die Alkalimetalle als wenig koordinationsfreundlich, und ihre Komplexchemie bot kaum Uberraschungen. Dieses Bild hat sich vollig gewandelt. Kristallstrukturuntersuchungen erbrachten eine Fulle von oft iiberraschenden Strukturtypen (Ringe, Heterocubane, Ketten, Stapel etc.), nicht nur bei ihren organischen Verbindungen, sondern auch bei ihren Amiden, Imiden, Alkoxiden, Phenoxiden, Enolaten und sogar Halogeniden. Ein Vergleich laat interessante Gemeinsamkeiten der scheinbar so verschiedenen Verbindungen erkennen und fuhrt zu einer allgemeineren Klassifizierung derartiger Strukturtypen mit C-, N-, 0und Halogeno-Liganden.
Erwin Weiss. geboren 1926 in ArzberglOberfianken, stiidierte an der Teclinisclien Hocliscliule Miinclien undpromovierte 1956 bei Walter Hieber rnit einer Arbeit ,,Ziir Struktur von Metallcarboii)~herbiridiirigeri irnd Arotiiatenkoniple,~eti". Nacli Aiislaridsaufenthalteii (Massachusetts Institute of Tecltnology, Canibridge, USA, 1956, European-Research-Associates( ERA)-Forscliiirigsitistitirte, Briissel, 1957-1961, iind C)~anamide Eiiropean Research Institute (CERI), Gel$ 1961-1965) erliielt er 1965 einen Ruf an die Universitat Hamburg, an der er bis 1991 lelirte. Ini Mittelpiinkt seiner Forschiingen stehen Syntliese iind Struktiir nietallorganisclier Verbindiingen sowohl von Haiiptgrirppen-als aircli von Neberigrirppeiinietallen. Die vorliegende Ubersiclit entstaiid teihveise walirend eines Forscliutigsai~etitlialts in Paris als nager des franzosischen Alesander-,loti-Hirniboldt-Preises 1992.