Durch Mundpflege soll erreicht oder erhalten werden: eine intakte und belagfreie Mundschleimhaut, heile und weiche Lippen, feuchte Mundschleimhaut und feuchtes Zahnfleisch. Die Pflege des Mundes, insbesondere bei oraler Intubation, erfordert einen angemessen sensiblen Umgang. Das erklärt sich auch daraus, dass der Mundraum zum Intimbereich des Menschen gehört. Im Vergleich zum Rücken findet man im Mund-Nasen-Dreieck mehr als die 100-fache Anzahl von Tastkörperchen. Wo können die Ursachen mangelnder Mundpflege liegen? Liegt es an einer fehlenden RKI-Empfehlung für Mundpflege bei beatmeten Patienten? Die Empfehlung zur Prävention nosokomialer Pneumonien datiert aus 2000 und rät lediglich, eine Fehlbesiedelung des Mundrachenraumes zu vermeiden, gibt aber keine Handlungsanweisung. Die bereits in der damaligen Kommentierung [14] bemängelte Situation wurde zumindest durch US-amerikanische Empfehlungen korrigiert, inzwischen wurden auch pflegewissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen [4, 8]. Sie untermauern die Dringlichkeit fachlich korrekter Mundpflege. Ist uns der Begriff und die Technik zu banal? In der Parodontitis-Prophylaxe des Zahnarztes wird von Biofilm-Management gesprochen. Müssen auch wir Pflegende den Begriff Mundpflege "aufpeppen"? Liegt es am Fehlen eines pflegerischen OralAssessments? Das sorgfältige Einschätzen und Beurteilen der Beschaffenheit von Mundschleimhaut und Zähnen (Assessment) darf nicht erst beginnen, wenn der Patient unter gestörten Verhältnissen im Mundrachenbereich leidet. Sie muss täglich erfolgen und mit stellvertretender Mund-und Zahnpflege verbunden sein. Liegt es an der auch im gesunden Leben oft unzureichenden Mundhygienepraxis? Entsprechend der Mundgesundheitsstudie 2005 [11] putzen sich 74 % der Kinder, 73 % der Jugendlichen, 73 % der Erwachsenen und 60% der Senioren ihre Zähne zweimal am Tag. Ist es der Mangel an ausreichenden und qualifizierten Mitarbeitern? Obwohl für die Entstehung einer VAP der endotracheale Tubus als Leitschiene für potenziell infektiöses Sekret aus dem Mundrachenraum gilt, mangelt es vielfach noch an einer prophylaktischen Mundpflege zur Förderung der physiologiZusammenfassung ! Die ventilatorassoziierte Pneumonie (VAP) ist eine häufige Komplikation während der intensivmedizinischen Behandlung, insbesondere als eigenständiger Risikofaktor der Langzeitbeatmung. Sie beeinflusst den Krankheitsverlauf und die Letalität der Patienten wesentlich. Ein gemeinsames Merkmal dieser Patienten sind eingeschränkte primäre Abwehrmechanismen; damit wird eine Besiedelung des Mundrachenraumes (Oropharynx) mit pathogenen Mikroorganismen begünstigt anstelle der natürlichen Flora. Als weiterer wesentlicher Einfluss kommt erschwerend der beeinträchtigte laryngeale Schutzreflex hinzu; daraus resultiert eine Aspiration oft pathologisch veränderter Mundrachenflora in hoher Keimzahl in die tiefen Atemwege. Zur Unterstützung einer stabilen, weitgehend ungestörten Besiedlung und eines Gleichgewichts von symbiontischen und antibakteriellen Prozessen im Mundraum wird besonders die Bedeutu...