Die ersten Mitteilungen uber die Entdeckung der Spaltung von Urankernen mit Hilfe von Neutronen publizierten HAHN und STRASSMANN [ I ] im Dezember 1938. Die Arbeiten von FRISCH und MEITNER [2] sowie JOLIOT [3] und Mitarbeitern bestiitigten nicht nur diese Entdeckung, sondern zeigten auch, daB die bei der Uranspaltung durch langsame Neutronen freigesetzte Energie um mehrere zehn-ma1 grol3er als bei jeder anderen Kernreaktion ist. Bei der Spaltung mufiten angeregte Kerne entstehen, die mit groBer Wahrscheinlichkeit Neutronen emittieren konnten. Gerade diese Besonderheiten der Spaltung waren es, welche die Realisierung einer Kettenreaktion als prinzipiell moglich erscheinen lieBen. Es ist natiirlich, daB Physiker aus allen Landern der Erde begannen, diese Erscheinung intensiv zu studieren. I n der Sowjetunion bildete sich in jener Zeit ein Kollektiv von Physikern, das aus Schiilern und Mitarbeitern KUR~ATOVS bestand und mit Erfolg Kernreaktionen und die kiinstliche Radioaktivitiit untersuchte. Die Forschungen begannen 1933, als K U R~A T O V eine Reihe von Arbeiten iiber die Seignette-Elektrizitiit abge: schlossen hatte und an kernphysikalischen Problemen zu arbeiten begann. K U R~A T O V und seine Mitarbeiter fuhrten 1938 eine Reihe bedeutender Untersuchungen durch. Durch zahlreiche Experimente wurden die Ergebnisse der FERMI-Gruppe iiber die Wechselwirkung von Neutronen rnit Kernen weiterentwickelt und wesentlich erganzt [a]. Es gelang, die Kernisomerie kiinstlich radioaktiver Kerne zu entdecken und zu zeigen, daB beim Obergang eines isomeren Kernes in den Grundzustand die innere Konversion dominierend ist [5]. Eine Reihe experimenteller und theoretischer Arbeiten ergab Resultate, die nicht im Rahmen der damals ungeteilt anerkannten Bohrschen Compoundkerntheorie erklart werden konnten . Man erhielt diese Ergebnisse mit Hilfe verhaltnismaBig einfacher experimenteller Apparaturen. Als Neutronenquellen dienten Ampullen, die mit Gemischen aus Beryllium und Radiumemanation gefiillt waren, und als Detektoren wurden Silberund Rhodiumfolien benutzt. Die Experimentatoren fertigten die gesamten elektronischen Teile der Anlagen in der Regel selbst an. Ferner wurden leistungsfahigere und modernere experimentelle Methoden entwickelt. Im Radiuminstitut baute man das erste europkische Zyklotron. Auf Initiative und unter der Leitung von KUR~ATOV und ALICHANOV begann man im Leningrader Physikalisch-Technischen Institut rnit dem Bau eines noch grooeren l) Uspechi fiz. Nauk 73, 655 (1961) (gekiirzt). 1 Zeitschrift ,,Fortschritte der Physik"