In organischen Molekülen zählen Carbonsäuregruppen zu den häufigsten Funktionalitäten. Seit langem dienen aktivierte Derivate der Carbonsäuren als vielseitige Anknüpfungspunkte bei Derivatisierungen und beim Aufbau von Kohlenstoffgerüsten. In den letzten Jahren sind zahlreiche katalytische Transformationen entdeckt worden, mit deren Hilfe Carbonsäuren ohne zusätzlichen Aktivierungsschritt direkt als Bausteine nutzbar werden. Über vielfältige Reaktionspfade wurde so aus dieser einzelnen Funktionalität eine große Zahl unterschiedlicher Produktklassen zugänglich. Der Vortitel illustriert einen wichtigen Grund dafür: In den Katalysezyklen kann aus Acylmetallkomplexen Kohlenmonoxidgas, aus Carboxylatkomplexen gasförmiges Kohlendioxid freigesetzt werden, wobei jeweils unterschiedliche metallorganische Spezies gebildet werden. So können Carbonsäuren zu Syntheseäquivalenten von Acyl‐, Aryl‐ oder Alkylhalogeniden sowie von metallorganischen Reagentien werden. Dieser Aufsatz gibt einen Überblick über interessante katalytische Transformationen von Carbonsäuren und einigen aus ihnen in situ zugänglichen Derivaten. Er soll dazu einladen, diese neuen Methoden zu ergänzen, weiter zu entwickeln und in der organischen Synthese einzusetzen.