See page 264. 'Theorien sind gew6hnlich t3-bereilungen eines ungeduldigen Verstandes, der die Ph~inomene gem los sein m6chte und an ihrer Stelle deswegen Bilder, Begriffe, ja oft nur Worte einschiebt' Goethe 'Die gef~ihrlichsten Unwakrheiten sind Wahrheiten, m~ig entstellt' Lichtenberg 1. 'Evolutions'-Theorie -legitimes Kind der Naturwissensehaft Die 'Evolutions'-Theorie ('ET') gilt heute als eine Art von Universaltheorie und als Gipfel wissenschaftlicher Erkenntnis. Der yon ihr beschriebene, 'Evolution' genannte Vorgang wird als ein umfassendes Geschehen gedeutet, das einheitlich yon 'Evolution' des Kosmos bis zu 'Evolution' der Vernunft und Kultur reicht und eine grandiose Gesamtschau der Wirklichkeit er6ffnet [1]. Ohne Rticksicht auf die Schwierigkeit, den mit 'Evolution' gemeinten Prozel~ zu definieren, wird er ftir unumst6Niche Tatsache gehalten und die ihn daflegende, sich nach ihm benennende Theorie als eine sosehr gesicherte angesehen, dal~ for ihre Anh~inger keine Veranlassung besteht, ihr 'Liebkind' auf seine Rechtm~il~igkeit zu prtifen, d.h. die Theorie metatheoretisch zu reflektieren und nach ihrer Voraussetzung und Geltung zu fragen. Zu solcher Selbstbefragung dr~ingt es sie umso weniger, als ja fast t~iglich neues Material zur Bekr~iftigung der, wie es scheint, unerschtitterlich feststehenden Einsicht in die 'Evolution' zutage gef6rdert wird. Da die 'ET' alles ausreichend, ja (ira Doppelsinn des Wortes) wunderbar erkl~irt, besteht offensichtlich kein Grund, tiber sie hinauszugehen und sie selbst zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Lfit~t man sich jedoch vom Augenschein nicht blenden und bewahrt man kritische Distanz, dann bemerkt man leicht, dafS die 'ET' nicht H6hepunkt *Erweiterte Fassung des am 12. Mai 1982 im Rahmen der Tagung 'Das Ph~inomen Evolution' an der TU Wien gehaltenen Vortrags. 227 228 wissenschaftlicher Erkenntnis ist, sondern Endpunkt einer Geistesbewegung, die, von Descartes und Galilei ihren Ausgang nehmend, sich lange in selbstberauschendem Optimismus aufrecht erhielt, heute aber ihren Irrgang (und Obergang in Naturzerst6rung) nur noch durch lautstarke Eigenpropaganda vertuschen kann. Die der 'ET' ihre Basis liefernde 'galileische Wissenschaft'[2] gibt das Resultat einer dem Verstande entspringenden methodischen Abstraktion ftir alleinige Wirklichkeit aus und geht so unvermeidlich an wahrer Wirklichkeit vorbei. Ftir die Natur hat sie keinen Blick; an die Stelle einer unbegreiflichen Vorgabe setzt sie, in harter Konsequenz ihres entschiedenen Strebens nach Naturbeherrschung, ein Unding, genannt 'Evolution', das zum alles einbeziehenden Prinzip erhoben wird. Das, was die Anh~inger der 'ET' mit dem (wie sich zeigen wird) unbegriffenen Wort meinen, wird zwar yon ihnen nicht als Prinzip verstanden (da es ein solches ftir sie nicht gibt); doch avanzieren sie einen unanschaulichen, vorgeblich erh~irteten Mechanismus wieder unbewugt zum Rang eines Prinzips. Unwissentlich begehen sie eine Grenziiberschreitung, indem sie den bestimmter methodischer Einstellung konformen Denkzusamme...
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