Zusammenfassung Hintergrund Die okuläre Toxoplasmose (OT) ist die häufigste infektiöse Ursache einer posterioren Uveitis. Diese Erhebung soll das derzeitige diagnostische und therapeutische Vorgehen bei OT in Deutschland evaluieren. Material und Methoden Ein detaillierter Fragebogen mit spezifischen Patientenbeispielen wurde im Juli 2021 an die Mitglieder der Sektion Uveitis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und der Retinologischen Gesellschaft (RG) versandt. Ergebnisse Der Fragebogen wurde von 53 (29 RG und 24 DOG) Ophthalmologen beantwortet. Sechzehn (30 %) Befragte arbeiten in einer Praxis, 18 (34 %) in einer Klinik und 19 (36 %) in einer Universitätsklinik. Neun (17 %) Augenärzte (AÄ) betreuen weniger als 50, 28 (53 %) 50 bis 200 und 16 (30 %) mehr als 200 Uveitispatienten pro Jahr. Der klinische Befund gilt weiterhin als Goldstandard (87 %) für die Diagnose der OT und wird bei Erstmanifestation in 60 % durch spezifische serologische Antikörperuntersuchungen unterstützt. Eine Diagnose allein anhand des klinischen Befundes stellen 10 von 53 (19 %) AÄ, 25 (47 %) Befragte stützen sich auf einen Ig(Immunglobulin)M-Test, 6 (11 %) erwarteten einen IgG-Titer-Anstieg und einer (2 %) den Nachweis spezifischer IgA-Antikörper. Die Mehrheit (n = 28 [53 %]) der AÄ würde die Diagnose im Zweifelsfall durch eine Vorderkammerpunktion sichern; dabei präferieren 20 (38 %) die Polymerasekettenreaktion (PCR), 3 (6 %) die Bestimmung des Goldmann-Witmer-Koeffizienten und 5 (9 %) eine Kombination beider Verfahren. Zur Therapie wurde am häufigsten Clindamycin eingesetzt (n = 21 [40 %]), gefolgt von Pyrimethamin/Sulfadiazin (n = 17 [32 %]) und Trimethoprim + Sulfamethoxazol (TMP/SMX) (n = 10 [19 %]); Letzteres wird auch (n = 40 [75 %]) zur Sekundärprophylaxe eingesetzt. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse lassen neben dem klinischen Befund als „Goldstandard“ zur Diagnosestellung kein einheitliches Vorgehen zu Diagnose und Therapie der OT erkennen. Die hohe Nachfrage nach Serum-IgM-Antikörpern weist auf eine weitverbreitete Unsicherheit über die Bedeutung serologischer Befunde hin. Dies ist angesichts der weiterhin hohen Seroprävalenz in Deutschland kritisch zu werten.
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