entgegenzukommen, indem man ein erfolgreiches Ballet-heroique von E. Floquet in das Programm aufnahm, um die Gemüter zu besänftigen und "dem Geschmack der Nation" zu entsprechen, wie die "Memoires secrets" diese Vorgangsweise kommentierten. Die weiteren Bemühungen um den 3. Akt konzentrierten sich -in Abwesenheit Glucks -auf den Schluß, genauer: auf ein abschließendes Ballett. Man betraute damit den Gluckverehrer und -freund F. J. Gossec. Für Gluck (in Wien) bedeutete ein solchesgewiß auch seiner Erfahrung und Meinung nach dem "Geschmack der Nation" entsprechendes -Schluß-Ballett lediglich ein (wie er es ausdrückte) "hors d'oeuvre", d. h. eine Nebenhandlung oder Nebensache, ein Beiwerk, das "von keiner consequence seyn kan (und das) die Opera nicht bösser und nicht schlimmer machen" wird, und so ließ er das sechs-sätzige Tanz-Divertissement, das Gossec unter Einbeziehung einiger Sätze von Gluck arrangiert hatte, sogar in den Pariser Partiturdruck der "Alceste" aufnehmen.Gluck war in Wien inzwischen mit einer neuen Aufgabe ("Roland") und insbesondere wieder mit "Armide" beschäftigt, von der er meinte, sie werde sich "hart neben ihr (Alceste) souteniren, weilen das poeme nicht so nervöse ist wie Alceste, und viel episoden darinnen vorkommen". Hier wird noch einmal deutlich, worin der Komponist die besonderen Qualitäten der "Alceste"-Dichtung sah: in der feinen, empfindsamen und psychologisch tiefen Struktur und in der klaren, konzentrierten Handlungsführung. Glucks prophetische Worte über sein "Hauptwerk" "Alceste" sollten sich bewahrheiten: "Wan das publicum Ein mahl Alceste begreiffen wierd, so wierd diese piece Einen grossen, und langwierigen Eindruck machen." Oder wie es in den "Memoires secrets" am Tage vor der Aufführung der "Fassung von letzter Hand" (mit Herkules) heißt: "Für morgen erwartet man die Änderungen in der "Alceste". Übrigens fühlt sich der Chevalier Gluck vollkommen sicher; er versichert, wenn seine Musik auch nicht bei den ersten Aufführungen überzeugt, so wird sie bei den letzten überzeugen; daß, wenn dieses nicht in diesem Jahr geschieht, es im nächsten Jahr geschehen wird, oder in zehn Jahren, denn es sei die Musik, die der Natur am meisten entspricht, und er kenne keine, die wahrhaftiger wäre." "ICH MAG DIE MEISTEN PRAKTIKEN VON MUSIKTHEATER NICHT. . Gespräch zwischen dem Bühnenbildner Achim Freyer und Manfred Wagner (Berlin, 19. März 1993) Wagner: Herr Freyer, Ihre Biographie besteht im wesentlichen aus vier Berufskategorien: der autonome bildende Künstler am Anfang, dann der Bühnenbildner, der Regisseur, der Professor. Machen Sie diese Arbeitsweisen quasi im Ablaufverfahren, also hintereinander, wofür die letzte Entwicklung wieder sprechen würde, oder war das immer auch eine Gleichzeitigkeit?Freyer: Gleichzeitig kann so eine Arbeit gar nicht stattfinden. Aber der Überbau ist immer die Malerei und die selbstschöpferische Arbeit, die nicht gebunden ist an Aufträge, sondern eine eigene innere Forschungsreise darstellt. Und immer wenn sich Stoffe anboten, die auf dem Wege dieser Reise sinnvol...

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