Im vorliegenden Beitrag werden die verschiedenen Phasen nachgezeichnet, die die Transformationsforschung in der Bundesrepublik Deutschland durchlaufen hat. Dabei werden vor allem die programmatischen und forschungspraktischen Umorientierungen und zum Teil einschneidenden Neuausrichtungen aufgezeigt, die sich paradigmatisch in der Forschungsliteratur ausgedrückt, dokumentiert und formuliert finden.Haben im Laufe der diversen "Einigungsbilanzen" Theorien mittlerer Reichweite zunehmend an Bedeutung gewonnen, so rückt schließlich der Faktor "Kultur" in der Erklärung von Transformationsprozessen immer mehr in den Vordergrund. In diesem Kontext wird auch die Einschränkung der Forschung auf die sozialen, politischen und ökonomischen Prozesse in Ostdeutschland überwunden -hin zu einer gesamtdeutschen Sicht. Wie sich am Beispiel und Forschungsfeld der Stadtforschung aufzeigen lässt, spricht sehr viel dafür, dass die aktuelle Transformationsforschung zu einer sozialwissenschaftlich durchaus maßgebenden Disziplin zu werden verspricht.Werner Weidenfeld und Karl-Rudolf Korte lassen das Vorwort in ihrem 1993 herausgegebenen "Handbuch zur deutschen Einheit" mit einem wenn nicht ausgesprochen kühnen, so jedenfalls doch paradigmatischen und in gewisser Weise auch prägenden Gedankenbild oder Forschungsmodell beginnen: "Die Epochenwende von 1989", so heißt es im Vorwort, "rückt allmählich in eine geschichtliche Perspektive. Grund genug, um umfassend und systematisch den Prozess der deutschen Vereinigung Revue passieren zu lassen" (Weidenfeld/Korte 1993: 7). Es mag dahingestellt bleiben, ob drei Jahre ausreichen, um epochale Ereignisse schon in eine historische Perspektive einzuordnen; das Paradigmatische dieser Aussage lässt sich jedenfalls in der Überzeugung fassen, die fortschreitende Historisierung eröffne die Möglichkeit zunehmender Systematisierung der ebenso vielfältigen wie radikalen sozialen Umbruchsverläufe. In dieser Forschungsheuristik läuft als prägende Bildlichkeit unterschwellig mit, dass sich die wissenschaftliche Dauerbeobachtung in Form von Bilanzierung(en) vollzieht.Sieben Jahre später etwa spricht so der Rektor der Jenaer Universität, Georg Machnik, anlässlich der Eröffnung der symbolisch mehrfach codierten gemeinsamen Studium-generale-Ringvorlesung "Zehn Jahre nach der Wende" in Tübingen und Jena von einer "kleine[n] Bilanz", die zu ziehen ebenso so reizvoll wie nötig sei (Universität Jena 2003: 15). Hans-Georg Wehling sieht gleichermaßen zum selben Jahrestag den "Anlass,
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