ZusAMMeNfAssuNgZiel Mit der aktualisierten "Technischen Regel für biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege" (TRBA 250) sind Schutzmaßnahmen zur Prävention von Stich-und Schnittverletzungen seit März 2014 in Deutschland neu geregelt. In der vorliegenden Studie wird 6 Monate nach Inkrafttreten der TRBA 250 untersucht, ob sich Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen unterscheiden hinsichtlich der Ursachen von Nadelstichverletzungen (NSV) sowie der Verfügbarkeit und Anwendung von stichsicheren Instrumenten (SSI).
Methode Im Rahmen dieser Studie wurde eine Stichprobe vonUnfallmeldungen ausgewertet, die im Zusammenhang mit einer NSV bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) angezeigt wurden (n = 1602). Zum Unfallhergang und zum Umgang mit SSI an den Arbeitsplätzen wurden die Beschäftigten telefonisch befragt (Responsequote 33,3 %). Die Auswertung erfolgte deskriptiv, getrennt für 3 Tätigkeitsbereiche: Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen, worunter stationäre Altenpflege und ambulante Dienste zusammengefasst wurden.Ergebnisse In allen 3 Bereichen ereignete sich etwa die Hälf-te der NSV nicht bei der invasiven Prozedur, sondern erst im Anschluss daran bei der Entsorgung der Geräte. Kanülen für subkutane Injektionen waren die Ursache für 30 % aller NSV, in Pflegeeinrichtungen lag der Anteil bei über 50 %. SSI waren in Krankenhäusern und Arztpraxen an 80 % und in Pflegeeinrichtungen an 50 % der Arbeitsplätze vorhanden. Als Grund für die NSV im Zusammenhang mit einem SSI wurde in über 90 % der Fälle fehlende Erfahrung in der Aktivierung des Sicherheitsmechanismus angegeben. SSI waren an 20 % der NSV in Krankenhäusern und Arztpraxen beteiligt und an 10 % der NSV in Pflegeeinrichtungen.Schlussfolgerung Schulungen zur sicheren Entsorgung von spitzen Instrumenten sollten sich an alle Berufsgruppen wenden, die in Kontakt mit solchen Instrumenten kommen könnten. Das Infektionsrisiko durch subkutane Kanülen ist derzeit nicht eindeutig bestimmbar. Gleichwohl sind in der stationären Altenpflege und in der ambulanten Versorgung Schulungen zum sicheren Umgang mit Pen-Kanülen notwendig in Anbetracht des hohen Anteils an Unfällen, die in diesen Tätigkeitsbereichen durch subkutane Injektionsnadeln verursacht wurden.
Zusammenfassung
Einführung
Beschäftigte im Gesundheitsdienst haben aufgrund ihrer Tätigkeiten ein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Häufigkeit von berufsbedingten Infektionen (BK 3101) kann anhand der Anzahl der gemeldeten und anerkannten Berufskrankheiten geschätzt werden.
Methoden
Als Datenquelle wird die Berufskrankheiten-Dokumentation (BK-DOK) der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) verwendet. Die Daten zur BK 3101 werden für die Jahre 2010 bis 2014 dargestellt. Die Entwicklung wird anhand der absoluten Zahlen für Verdachtsanzeigen und anerkannte Berufskrankheiten (BK) dargestellt. Das Erkrankungsrisiko wird mittels BK-Quoten [Häufigkeiten je 100.000 Vollarbeiter (VA)] beschrieben.
Ergebnisse
Im Berichtsjahr 2014 gingen bei der BGW 927 Verdachtsanzeigen auf eine BK 3101 ein. In 496 Fällen wurde die Infektion als BK anerkannt (ein Anstieg gegenüber 2013 um 6,9 %). In 43 Fällen wurde eine neue BK-Rente bewilligt. Wesentliche Anteile am BK-Geschehen hatten Tuberkulose, Hepatitis B und C sowie Skabies (zusammen 93 % aller anerkannten Fälle). Die Häufigkeit der anerkannten BK 3101 je 100.000 VA war von 9,5 im Jahr 2010 auf 10,9 im Jahr 2014 gestiegen. Das Erkrankungsrisiko für die Beschäftigten variierte je nach Versorgungsbereich stark (zwischen 6,8 Fällen je 100.000 VA in der ambulanten Pflege und 37,4 in Krankenhäusern).
Diskussion
Bei den als BK anerkannten Infektionskrankheiten sind nach wie vor Tuberkulose und Hepatitis vorherrschend. Dies betrifft sowohl den klinischen Bereich wie auch Arztpraxen und ambulante Dienste. Die Skabies nahm in den vergangenen Jahren insbesondere in der Altenpflege deutlich zu. Die wenigen, aber zum Teil schweren Krankheitsverläufe bei Infektionen mit multiresistenten Erregern sprechen dafür, dass deren Entwicklung beobachtet werden muss.
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