Ausgehend von dem Todes-und Zeitproblem im Denken Hermann Brochs wird untersucht, wie sich die Bewaltigung dieses Problems in dem Roman Der Tod des Vergil formal und thematisch realisiert. Formal wird die BTodesaufhebunga durch eine spezifische Symboltechnik und Leitmotivstruktur geleistet. Dabei zeigt sich, dass der Symbolisierungsvorgang (DEntnaturalisierunga) erstens durch eine Leitmotivik realisiert wird, die dem poetischen Verfahren Thomas Manns verwandt ist, und zweitens durch unmittelbare Erkenntnis der Symbolhaltigkeit der Welt zustandekommt. Eng verbunden mit der Todesproblematik ist auch die Zeitgestaltung des Romans. Der stream of consciousness Vergils konstituiert eine ewige Priisenz des Lebens, die als Sinnbild der noumenalen Sphare gedeutet wird. T h e matisch llisst sich Der Tod des Vergil als ein Ringen um die Aufhebung des Todes bezeichnen, das prozessualen Charakter hat. Die wichtigsten Phasen dieses Prozesses lassen sich beschreiben a k 1) Zusammenbruch der asthetischen Wertwirklichkeit Vergils -2) Steigerung dieses personlichen Erlebnisses zur Erkenntnis der Nichtigkeit aller Ordnung -3) Riickgewinnung einer gottlichen Seinsgewissheit durch prophetische Schau einer neuen Wertwirklichkeit und kraft eines unmittelbaren Wahrheits-und Gotteserlebnisses. Eingegangen wird in diesem Zusammenhang auf die die Denkstruktur Brochs pragende Antinomie zwischen idealistischen und existentialistischen Denkpositionen. Als Ergebnis stellt sich heraus, dass die Losung des Todesproblems die Aufhebung der Bethischen Forderunga voraussetzt, wie umgekehrt das Festhalten an dieser Forderung das Todesproblem aktualisiert. (In German) (BK) Am Anfang des ersten Diskurses des DZerfalls der Wertecr im Roman ,Die Schlafwandlercc beriihrt Hermann Broch ein fur sein gesamtes Dichten und Denken zentrales Problem. Broch schreibt: >>Hat dieses verzerrte Leben noch Wirklichkeit? hat diese hypertrophische Wirklichkeit noch Leben? die pathetische Geste einer gigantischen Todesbereitschaft endet in einem Achselzucken,sie (das heisst die Soldaten des ersten Weltkriegs) wissen nicht, warum sie sterben, wirklichkeitslos fallen sie ins Leere, dennoch umgeben und getotet von einer Wirklichkeit, die die ihre ist, da sie deren Kausalitat
Diese Analyse der frühen Erzählung Der kleine Herr Friedemann von Thomas Mann hat zwei Zielsetzungen. Sie will einerseits durch eine hermeneutisch reflektierte close reading zu einem besseren Verständnis des Textes dieser Erzählung beitragen. Dieses Verfahren scheint angesichts der in der sich immer noch primär an der Quellenerforschung interessierten neueren Thomas‐Mann‐Forschung bestehenden Angst vor Textberührung unmittelbar gerechtfertigt zu sein. Um sich aber hermeneutisch legitimieren zu können, blieb eine solche Textanalyse auf den Horizont der strukturell entscheidenden Orientierungen Thomas Manns bezogen. Dadurch konnte nicht nur eine seit Jahren maßgebliche Auslegung dieser Erzählung (G. Kluge: 1967) in ihren grundlegenden Thesen korrigiert, sondern zugleich der Nachweis erbracht werden, wie sich die auch für einen Großteil der viel späteren Werke Thomas Manns verbindliche Anthropologie schon in dieser frühen Erzählung konstituiert. Die Arbeit schließt deshalb mit Überlegungen zur Figurendarstellung der späteren Romane und Erzählungen ab.
Und wenn uns eines Tages dieses Tun Und was an uns geschieht gering erschiene Und uns so fremd, als ob es nicht verdiene, daß wir so mühsam aus den Kinderschuhn um seinetwillen wachsen ‐: Ob die Bahn vergilbter Spitze, diese dichtgefügte blumige Spitzenbahn, dann nicht genügte, uns hier zu halten? Sieh: sie ward getan.Ein Leben ward vielleicht verschmäht, wer weiß? Ein Glück war da und wurde hingegeben, und endlich wurde doch, um jeden Preis, dies Ding daraus, nicht leichter als das Leben und doch vollendet und so schön als sei's nicht mehr zu früh, zu lächeln und zu schweben. (Rainer Maria Rilke, Die Spitze II)
Das Ziel dieser Arbeit ist ein Doppeltes: Sie will zu den Bedingungen eines Analyseverfahrens, das als eine hermeneutisch reflektierte close reading bezeichnet werden kann, die mentalitätsgeschichtlichen Konstellationen herausarbeiten, die zu den Voraussetzungen der Verfallsgeschichte Aschenbachs gehören (Nihilismus, décadence, Versuch einer Überwindung des Nihilismus). Deshalb liegt hier das Schwergewicht auf einer Analyse des zweiten Kapitels, das von der Forschung in der Regel nur am Rande behandelt wird. Die zweite Zielsetzung ist der textanalytische Nachweis der zeitgeschichtlichen Dimensionen, die Thomas Mann – gut versteckt – in die Erzählung eingearbeitet hat: Die Identifizierung Aschenbachs mit Friedrich dem Grossen, die Deformierung des Preußentums zum Wilhelminismus, die Gleichsetzung des dionysischen Verfallprozesses Aschenbachs mit den politischen Ereignissen, die auf den Zusammenbruch europäischer Kultur im Ersten Weltkrieg hinarbeiten. Die Individualgeschichte Aschenbachs widerspiegelt somit auch symbolisch die Zeitgeschichte.
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