Bemerkungen zu der II. internationalen Conferenz zur Yerhiltung der Syphilis und der venerischen Krankheiten in Brüssel.1) Von Dr. Carl Stern, Oberarzt des städtischen Baracken-Krankenhauses in Düsseldorf. Zum zweiten Male tagt in Brüssel dio internationale Conferenz zur Verhütung (Bekämpfung) der Syphilis und venerischen Krankheiten, von der hoffentlich erneut wie von der ersten im Jahre 1899 stattgefundenen Anregungen ausgehen werden zur wirksamen Be
Die letzten 5 Jahre habon uns in der Lehre yon der Syphilis um eine Reihe bedeutungsvoller Erfahrungen bereichert. Nicht allein alas jahrelange, ja man kann sagen jahrzehntelange Suchen nach dem Erreger der Erkrankung ist durch den Nachweis der Spirochaeta pallida and ihre erfolgreiche Zfichtung zu einem gewissen Abschlul~ nnserer Erkenntnis gekommen, soweit es sich um die Ursachen der Syphilis und ihrer wechselvollen Erscheinungen handelte; auch in anderer Weise haben uns die Arbeiten der letzten 5 Jahre bedeu~same Fortschritte gebracht. Ich brauche nur zu erinnern an die unter dem Namen Wassermann-R e a k t i o n zusammengefa6te Untersuchung des Blutserums, an die teils durch diese Entdeckung veranlaDten, teils unabh~ngig von ihr ausgearbeiteten Methoden der Serumuntersuchung, die wir als F~llungsreaktion kennen, ohne ihnen mehr als eine geschichtliche Bedeutung beizumessen. (F o rnetsche Reaktion, Klausnersche, Porgessche u. a. m.) Auch die Versuche mittelst einer tI a u t r e a k t i o n, ahnlich der Tuberkulinreaktion, eine Bereicherung und Erweiterung unserer Kenntnisse her beizuf~hren, seien angeffihrt (L u e t i nreaktion u. a. m). Abgesehen vonder Wa.-Ra., deren Bedeutung ffir die Diagnose der Syphilis heute unbe-9 stritten, wenn auch nicht ausschlaggebend ist, haben yon den erwfihnten Untersuchungsmethoden bisher keine in die allgemeine Untersuchungstechnik Eingang gefunden. Die Fallungsreaktionen haben sich vielfach als nicht ~pezifisch erwiesen, die Hautreaktionen sind an einigen Stellen nachArch. f Dermat. u Syph. Bd, CXXIII. 60
Es ist eine mißliche Aufgabe, eine derart in Fluß befindliche Frage, wie zurzeit die Syphilistherapie ist, wo noch soviel Unklarheiten bestehen und wo jeder Tag eine neue Beobachtung bringt, die die Anschauungen von heute über den Haufen wirft, zu besprechen. Anderseits aber ist ein derartiger Bericht eine schöne Aufgabe, wenn der Referent in der Lage ist, über so eminente Fortschritte in seinem Fach berichten zu können, universelle, ,,konstitutionelle" Syphilis bereits ausgebildet hat? Gibt es nicht sogar von der Syphilis hervorgerufene Prozesse, die, wenn erst einmal eingeleitet, einer Behandlung nicht mehr zugänglich sind, wo also alles darauf ankommt, ihre Entstehung zu verhüten?Ad 1 ist festzustellen : Die Möglichkeit einer akuten Ausheilung in den allerersten Stadien besteht; ja sie ist sogar verhältnismäßig leicht und sicher zu erreichen, jedenfalls viel leichter und sicherer. als wenn man in späteren Stadien der Krankheit therapeutisch vorgeht.Daher ist auf diese präventiv-abortive Therapie der Hauptschwerpunkt all unserer therapeutischen Bestrebungen zu legen. Je eher wir mit den geeigneten Mitteln und Methoden vorgehen, desto größer die Aussichten auf einen vollen Erfolg, auf die Erreichung der von Ehrlich als Ideal hingestellten Therapia sterilisans magna.Was aber heißt: ,,Je eher"? Zum mindesten: Beginn der Behandlung sofort nach der Diagnose: syphilitischer Primäraffekt, sei es, daß die Diagnose klinisch (durch die Eigenschaften des Krankheitherdes, durch die anamnestischen Daten und die Art des Verlaufs), sei es mit Zuhilfenahme des Spirochätennachweises und der Serodiagnose gestellt wird.Es ist kein Zweifel, daß für diese Aufgabe die Spirochätenunte r such u n g die wichtigste Untersuchungsmethode darstellt, da sie am häufigsten zu einer möglichst frühen Diagnose führt.Wir können aber noch einen Schritt weiter gehen und sagen: auch ohne sichere Diagnose Syphilis" bei jeder syphilisverdächtigen Ansteckung soll, jedenfalls in dringenden Fällen (bei Verlobten, Eheleuten etc.), mit der Behandlung begonnen werden. Handelt es sich wirklich um Syphilis, dann ist die Chance einer sofortigen Austilgung bei einem solchen Vorgehen natürlich am größten.Die wissenschaftliche Berechtigung zu solchem Vorgehen liegt in folgendem: 1. Ich konnte an Affen nachweisen, daß in sehr vielen Fällen längst vor irgendwelchen sichtbaren primären Erscheinungen an der Ansteckungsstelle bereits die Allgemeinverbreitung des Giftes durch den ganzen Körper vollzogen ist. Bei klinisch diagnostizierbaren Primäraffekten war das immer der Fall. Es spricht alles dafür, daß die Generalisierungsverhältnisse bei dem Menschen ebenso, ja sogar noch ungünstiger liegen als beim Affen. Abwarten des Primäraffektes heißt also eigentlich immer Zeit, und zwar die für den therapeutischen Erfolg günstigste versäumen. -j 89Ú DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSÖHRÍFP. No. 41 13. Oktober 1910. DEUTSCHE MEDIZINIS 2. Alle therapeutischen Experimente an Trypanosomen-Erkrankungen und Spirillosen und auch bei Tiersyphilis haben erwiesen, daß eine abortive Behandl...
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