In diesem Aufsatz möchten wir das Phänomen der Selbstdarstellung in verbaler Interaktion behandeln und die Relevanz verdeutlichen, die diesem Phänomen insbesondere in institutionellen und öffentlichen sozialen Situationen zukommt. Wir stellen zunächst unseren Begriff der 'Selbstdarstellung' vor, der eng im Zusammenhang mit unserem Konzept der verbalen Interaktion steht, das wir kurz erläutern werden (Abschnitte 1 und 2). Danach gehen wir auf die Rolle der Selbstdarstellung In öffentlichen und institutionellen Gesprächen ein (3). Bevor wir verschiedene Arten der Selbstdarstellung an Gesprächsbeispielen präsentieren, um zu zeigen, wie Selbstdarstellung interaktiv gestaltet und wirksam wird, wollen wir auf das Pendant der Selbstdarstellung, die Fremddarstellung, hinweisen (4-6). Wir möchten bereits hier betonen, daß wir für das Phänomen der Selbstdarstellung nur sensibilisieren können. Patentrezepte für Selbstdarstellungen in den verschiedenen Lebenssituationen gibt es aufgrund der Unterschiede in den Persönlichkeiten und Situationen nicht, zu sehr hängt die Selbstdarstellung und ihre Wirkungsweise von den jeweiligen Kontexten und Umständen ab; darauf gehen wir am Ende unseres Aufsatzes ein (7). Zum Konzept der SelbstdarstellungUnter Selbstdarstellung verstehen wir all diejenigen Aspekte sprachlichen und nichtsprachlichen Handelns, mit denen Menschen im Gespräch einander ihre kulturellen, sozialen, geschlechtlichen und individuellen Persönlichkeitseigenschaf-ten präsentieren. In den meisten Äußerungen von Gesprächsteilnehmerinnen finden sich -beabsichtigt oder unbeabsichtigt -vielfältige Spuren ihrer jeweiligen Persön-lichkeiten, die mit den unterschiedlichen Formen der Selbstdarstellung ausgedrückt werden. In der Alltagssprache gibt es eine Fülle von Charakterisierungen und Vergleichen zur Beschreibung solcher Selbstdarstellungen in bezug auf Sprechstile (kindlich, altväterlich, dozierend, höflich, arrogant, blumig), in bezug auf verschiedene soziale (Rollen-)Stile (die spricht wie eine Lehrerin, wie eine Marktfrau, wie eine Mutter) und zur Beschreibung der verschiedenen Arten, Gesprächsaufgaben anzugehen und zu bewältigen (bedächtig, forsch, zögerlich, rücksichtslos, umsichtig, sich drücken etc.). Selbstdarstellungen können dabei bewußt präsentiert oder regelrecht in Szene gesetzt werden, meist sind sie jedoch ein weniger bewußter Bestandteil von Interaktion. Sandig (1986) unterscheidet für stilistische Selbstdarstellung einen bewußt kontrollierbaren und deshalb intentionalen Ausdruck der Stilisierung vom nicht kontrollierbaren und deshalb symptomatischen Ausdruck. Diese Unterscheidung gilt auch für Selbstdarstellung allgemein.Selbstdarstellung steht, obwohl durchgehende Interaktionsaufgabe, meist nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. In bestimmten Situationen oder in bestimmten Phasen von Gesprächen kommt der Selbstdarstellung aber auch eine besondere Bedeutung zu: in Bewerbungsgesprächen, wenn es darum geht, die eigenen Fähigkeiten 'ins rechte Licht' zu rücken, in Prüfungsgesprächen, wenn es darum geht, sich kom...
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