Neben der nahe verwandten Chemie der Aromen ist die Riechstoffchemie eine der wenigen Bereiche, wenn nicht gar der einzige, in denen der Chemiker unmittelbar Struktur‐Wirkungs‐Beziehungen erfahren kann. Dieser Aufsatz stellt Struktur‐Geruchs‐Beziehungen und Olfaktophor‐Modelle für alle wichtigen Geruchsrichtungen der Parfümerie vor: „fruchtig“, „grün“, „marin“, „blumig“, „würzig“, „holzig“, „Ambra“ und „Moschus“. Neue Trendsetter und so genannte captive Riechstoffe dieser Geruchsnoten werden vorgestellt und die jüngsten Aktivitäten und Highlights im Bereich der Riechstoffchemie zusammengefasst. Das Maßschneidern von Riechstoffen, ihre chemischen Synthesen und ihre Verwendung in der modernen Parfümerie werden ebenfalls behandelt. Unsere Auswahl wurde bestimmt von und illustriert mit kreativen Parfümkompositionen, und die neuen Riechstoffe, die die aktuellen Trends setzten, werden hervorgehoben. Neue Riechstoffe für Grapefruit‐ und Johannisbeerakkorde, für Galbanum‐ und Blätterkopfnoten werden behandelt. Und Substanzen mit modischen marinen, ozonigen und aquatischen Facetten kommen ebenso zur Sprache wie neue Riechstoffe für die klassischen Maiglöckchen‐, Rosen‐ und Jasminakkorde. Verbindungen süßer und würziger Duftrichtungen fehlen genausowenig wie die neuesten Entwicklungen im Bereich der Holznoten, wie etwa Sandelholz und Vetiver. Wir schließen unseren Überblick ab mit Moschus‐ und Ambra‐Riechstoffen, die ungewöhnliche Strukturmerkmale aufweisen. Einige Dufttrends und parfümistische Effekte werden anhand von mikroverkapselten Duftproben illustriert, und außerdem wird hervorgehoben, in welchen Bereichen der größte Bedarf für neue Parfümrohstoffe oder Synthesestrategien besteht. Unser Ziel ist es, Chemiker für Themen aus der Riechstoffchemie zu begeistern und sie teilhaben zu lassen am Entwurf und der Synthese neuer Riechstoffe. Dieser Aufsatz gibt einen aktuellen Überblick über das Gesamtgebiet.
Titelbild P. Kraft et al. Das Titelbild zeigt auf der Lippe von Oncidium tigrinum La Llave et Lex. die Überlagerung von b-Jonon mit einem maûgeschneiderten Bicyclo[6.4.0]dodecen. Die gute strukturelle Übereinstimmung erklärt die geruchliche ¾hnlichkeit beider Verbindungen. Im Duft der abgebildeten tropischen Orchidee findet sich der ungewöhnlich hohe Anteil von 14.5 % b-Jonon. Im Hintergrund ist ein Überblick über das olfaktorische Spektrum zu sehen. Mehr über Düfte und die ihnen zugrunde liegenden Verbindungen finden Sie im Aufsatz von P. Kraft et al. auf S. 3106 ff.
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