Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist trotz einer hohen Prävalenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein außerhalb der Psychiatrie nur wenig bekanntes Krankheitsbild. Auch aus diesem Unwissen heraus erfahren Betroffene von medizinischem Fachpersonal oft Unverständnis für ihr Handeln, Ablehnung und Diskriminierung. Dies behindert einen dauerhaften Abschluss mit dem selbstverletzenden Verhalten und den Aufbau einer von Vertrauen geprägten Arzt-Patienten-Beziehung und kann zu einer erneuten Traumatisierung der Betroffenen führen. Wir möchten mit dieser Arbeit interessierte plastisch-chirurgischen Kolleg*innen anhand unseres Patient*innenkollektivs über das Krankheitsbild des NSSV informieren und damit eine Hilfestellung für den Umgang mit betroffenen Patient*innen geben. Patienten und Methoden Von 600 Patient*innen mit Narben aus NSSV aus unserer plastisch-chirurgischen Narbenspezialsprechstunde der letzten 5 Jahren wurden die erhobenen Daten bei Erstvorstellung ausgewertet und mit der aktuellen Literatur verglichen. Ergebnisse 95 % der Patient*innen waren weiblich, 5 % männlich. Im Mittel waren 8,4 Jahre zwischen letzter Selbstverletzung und Erstvorstellung in unserer Sprechstunde vergangen, die Patient*innen waren bei Erstvorstellung im Mittel 26 Jahre alt. Am häufigsten war durch NSSV-Narben der linke Unterarm (48 %) betroffen, gefolgt von beiden Unterarmen (40 %), dem linken Oberarm (20 %), beiden Oberarmen (15 %) und beiden Oberschenkeln (14 %). Bei 57 % der Patient*innen war dabei nur eine Körperregion betroffen. Die von NSSV-Narben insgesamt betroffene Körperoberfläche betrug im Mittel 380 cm2 mit hohen Schwankungen. Häufige Nebendiagnosen waren Schilddrüsenfehlfunktionen und Depressionen. 21 % der Patient*innen befanden sich zum Zeitpunkt der Erstvorstellung in psychiatrischer, psychologischer oder psychotherapeutischer Behandlung. Schlussfolgerung Unsere hier gezeigten Daten geben Einblick in ein großes Kollektiv von Patient*innen mit Narben aus NSSV, die sich zur Korrektur derselben in unserer plastisch-chirurgischen Spezialsprechstunde vorstellten. Die Patient*innen waren meist weiblich, die Narben am häufigsten an den Unterarmen lokalisiert und das letzte NSSV im Mittel mehr als 8 Jahre vergangen. Unsere Daten sollen einen faktenbasierten Zugang zu einer Gruppe von Patient*innen ermöglichen, mit einem in chirurgischen Disziplinen wenig bekannten Krankheitsbild, das aufgrund seiner hohen Prävalenz und lebenslangen Folgen stärker in den Fokus gerückt werden sollte.
Zusammenfassung. Fragestellung: Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) kann zu einem charakteristischen Narbenmuster führen, welches Rückschlüsse auf den Ursprung der Narben zulässt. Dies begünstigt eine Stigmatisierung der Betroffenen mit einem erheblichen Einfluss auf deren Alltag und Lebensqualität. Die chirurgischen Möglichkeiten zur Korrektur dieser Narben sind wenig bekannt, obwohl das Interesse daran seitens der Betroffenen oft groß ist und die chirurgische Therapie der stigmatisierenden Narben einen dauerhaften Abschluss mit der selbstverletzenden Vergangenheit und eine Entstigmatisierung der Betroffenen erleichtern kann. Methodik: Im Zeitraum von 5 Jahren stellten sich 600 Patient_innen mit dem Wunsch nach Korrektur ihrer NSSV-Narben erstmals in unserer plastisch-chirurgischen Narbensprechstunde vor. Dabei wurden standardisiert Daten zu den Gründen für die gewünschte Narbenkorrektur, dem Zustand der Narben und etwaigen Vorbehandlungen erhoben, außerdem die Anzahl, Lokalisation und Art der von uns durchgeführten Operationen analysiert. Ergebnisse: Stigmatisierung (57 %) und Einschränkungen bei der Kleidungswahl (18 %) wurden am häufigsten als Gründe für den Behandlungswunsch angegeben. Es wurden 358 Dermabrasionen, 55 Serienexzisionen, neun Kombinationsbehandlungen und 13 andere Eingriffe zur Korrektur der NSSV-Narben durchgeführt. Schlussfolgerungen: Plastisch-chirurgische Maßnahmen zur Korrektur von NSSV-Narben können ein wichtiger Bestandteil der Therapie von Patient_innen mit NSSV sein und sollten Betroffenen frühzeitig aufgezeigt werden.
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