Seit etwa 20 Jahren betont die Forschung immer mehr die Pluralität der Aufklärung, deren religiöse Spielarten stärker in den Fokus geraten. Somit lag die Deutsche Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts durchaus im Trend, als sie 2017 eine Tagung zum Thema "Katholische Aufklärung" veranstaltete, deren Beiträge nun in Buchform erschienen sind. Der interdisziplinäre Sammelband fokussiert auf den deutschsprachigen Raum und die USA. Er beinhaltet nicht weniger als 28 Aufsätze aus den Bereichen der Geschichtswissenschaft sowie der Kirchen-, Ideen-, Bildungs-, Literatur-, Kunst-und Musikgeschichte, was den Rezensenten vor eine große Herausforderung stellt, soll hier mehr als ein Inhaltsverzeichnis geliefert werden. Daher werden die Aufsätze, die im Einzelnen viele wertvolle empirische Ergebnisse liefern, an dieser Stelle höchst selektiv besprochen. Es soll vor allem um Beiträge zur Frage gehen, was die Katholische Aufklärung war. Man kann den Herausgebern des Sammelbands nur zustimmen, wenn sie die großen Fortschritte betonen, die die Forschung zu diesem Thema gemacht hat. Heute wird kaum noch in Frage gestellt, dass es eine katholische Aufklärung gegeben hat, wie dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Dennoch weist der Band ein Grundproblem auf: Nirgendwo definieren die Herausgeber, was genau unter Katholischer Aufklärung zu verstehen ist, und die gleiche Tendenz ist bei der großen Mehrheit der Aufsätze zu verzeichnen. Jürgen Overhoff bezeichnet in seiner Einleitung die Aufklärung vage als "eine Reformbewegung", obwohl es mittlerweile in der Aufklärungsforschung Konsens sein dürfte, dass die Aufklärung keine ,Bewegung' war, also weder eine klare Gruppe von Menschen umfasste, die zusammen wirkten, noch ein gemeinsames Programm aufwies. Anstatt sich in den Debatten zu positionieren, wie die Aufklärung denn zu verstehen ist, bringt der Autor diese