Tagung "Auf dem Weg zu einer sicheren Gesellschaft" Kritische Sicherheit Bereits vor dem Bekanntwerden der umfassenden Bespitzelung von privater, geschäftlicher und politischer Telekommunikation durch die US-amerikanischen und englischen Geheimdienste im Rahmen der sogenannten Snowden-Affäre war das Thema "Überwachung und Sicherheit" Gegenstand der sozialwissenschaftlichen Debatte. 1 Unverkennbar hat aber die mediale Berichterstattung und die politische Reaktion infolge der Snowden-Affäre dem Thema eine erneute und nachdringliche Aktualität beschert. Von daher war es folgerichtig, dass die "Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie" (GiwK) ihre diesjährige Tagung vom 27. bis 29. März in Bielefeld unter das Thema "Auf dem Weg zu einer sicheren Gesellschaft" stellte.Im Gegensatz zum medialen und politischen Diskurs, in dem die Begriffe "Überwachung" und "Sicherheit" zumeist auf den Bereich der Geheimdienste und der Internetsicherheit verengt und im Rahmen nationalstaatlicher Souveränitätsdebatten betrachtet werden, standen in den Veröffentlichungen der "kritischen" Rechts-und Sozialwissenschaft in den letzten Jahren umfassendere Entwicklungen im Mittelpunkt. Unter dem Schlagwort der "Sicherheitsgesellschaft" wurde auf einen generellen Wandel der sozialen Kontrolle innerhalb westlicher Gesellschaften hingewiesen. Als zentrales Element dieser Sicherheitsgesellschaften wurde eine zunehmende Fokussierung auf die präventive Vermeidung realer oder vermeintlicher Risiken festgestellt. Der Orientierungspunkt der Rechts-und Innenpolitik ist neuerdings auch nicht mehr die Verfolgung begangener Straftaten, sondern die Verhinderung von Verbrechen im Vorhinein unter dem Motto "Sicherheit für alle". Da es sich beim Wort Sicherheit aber um einen fluiden Begriff handelt, sei mit der Fokussierung auf die Sicherheit eine Ausweitung der sozialen Kontrolle einhergegangen,die sich nicht mehr mit der Sicherheit vor Verbrechen zu Frieden gibt, sondern eine generelle Ungestörtheit des Bürgers vor abweichenden und störenden Verhaltensweisen postuliert. 2 Als Folge dieser Entwicklung wird eine gesellschaftliche Um-
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